Automatisierung in der Weiterverarbeitung

 Um die Konkurrenzfähigkeit zu erhöhen und die Marktposition zu festigen, sind für die Hersteller von Zeitschriften, Magazinen und Werbebroschüren die Attraktivität der Produkte und die Produktivität von entscheidender Bedeutung. Die Binderei hat in den Betrieben meist den Ruf, zeit-, personal- und damit kostenintensiv zu sein. „Zu Unrecht“, unterstreicht Felix Stirnimann, Marktbereichsleiter der Müller Martini Sammelheft-Systeme in Zofingen/CH. Er weist nachdrücklich darauf hin, dass das in hohem Masse vom Systementscheid abhängt und automatisierte Sammelheft-Systeme von Müller Martini in aller Welt wesentlich dazu beitragen, die Produktivität in der Weiterverarbeitung entscheidend zu verbessern.
Die Bindereien der Verlage geraten immer wieder unter Beschuss, im Vergleich zu den anderen Abteilungen der Druckerei zu viele Personen an den Weiterverarbeitungsmaschinen zu beschäftigen. „Das mag stimmen, der Vorwurf ist aber eigentlich nicht gerechtfertigt“, hält Felix Stirnimann fest. „Denn die Anzahl benötigter Arbeiter zur Fertigstellung einer Broschüre oder einer Zeitschrift hängt vor allem von dem Entscheid ab, welche Puffervariante man wählt. Es leuchtet ein, dass die Handbeschickung einer Anlage wesentlich personalintensiver ist als eine Beschickung mit Stangen oder über PrintRoll.»

Faktoren zur Produktivitätssteigerung
Stirnimann plädiert deshalb –zumindest im mittleren bis höheren Auflagenbereich – für eine konsequente Automatisierung in der Weiterverarbeitung: „Das gilt vor allem für die Beschickung und Palettierung.“ Die Anforderungen an moderne Sammelheft-Systeme gehen deshalb in drei Richtungen:

1. Hohe Nettoleistung   
Um die geforderten Stückzahlen wirtschaftlich zu produzieren, müssen die Maschinen – vor allem im Hochleistungs- und mittleren Segment – über weite Strecken nahe an der Maximalleistung laufen. Neben der Geschwindigkeit sind der Bedienungskomfort und die Zuverlässigkeit der Anlage wichtige Faktoren für den Erfolg. Stirnimann: „Hier haben nicht zuletzt die ausgefeilten Qualitätskontrollen unsere Sammelhefter zu den sichersten und zuverlässigsten im Markt gemacht.“

2. Schnelles Einrichten
Weil die Job- und Formatwechsel ständig zunehmen, wird eine intelligente Steuerung immer wichtiger. Mit dem automatischen Voreinstell-System Amrys (Automatic Make Ready System) kann die Einrichtzeit von Müller Martini-Sammelheftern um bis zu 50 Prozent reduziert werden. Insbesondere bei häufig wechselnder Auftragsstruktur ist das ein grosser Vorteil. „Zudem können alle neuen Sammelhefter-Typen von Müller Martini in den digitalen Workflow gemäss CIP4-Standard integriert werden“, streicht Stirnimann heraus. „Der Trend zum digitalen Workflow war ja bereits an der Drupa 2004 klar zu erkennen, und er wird an der kommenden Drupa wohl endgültig im Mittelpunkt vieler Aussteller stehen.“

3. Automatisches Beschicken und Palettieren
„Der schnellste Sammelhefter nützt wenig, wenn die Bogen nicht entsprechend schnell zugeführt und die fertigen Produkte nicht speditiv abtransportiert werden können“, hält Stirnimann fest. Mit der Beschickung mittels Streamfeedern, Stangen und Rollen automatisiert Müller Martini die Prozesse ebenso wie mit Paketbildungs- und Abtransport-Systemen, die am Ende einer jeden Druckverarbeitung die Produkte stapeln, palettieren und abtransportieren.
Wie viel Automatisierung hätten Sie denn gern?
Die Beschickung der Anleger von Sammelheft-Anlagen kann manuell, mit Stangen oder Rollen erfolgen. Welche Variante die sinnvollste und ökonomischste ist, muss von Fall zu Fall entschieden werden. Fest steht, dass die Handbeschickung zwar die höchste Flexibilität in der Produktion bietet, sie ist aber auch die personalintensivste Form. Für eine Sammelheft-Anlage mit acht Anlegern geht man bei einer mittleren Produktionsgeschwindigkeit von 14000 Exemplaren/Stunde von einem Personalbedarf von fünf bis sechs Bedienpersonen aus (vgl. Grafik). 
Automatisierung der Beschickung mit Streamfeedern
Deshalb bietet Müller Martini bereits für seine Sammelhefter im mittleren Leistungsbereich (BravoPlus, PrimaPlus) die Automatisierung der Handbeschickung durch kurze Streamfeeder an.
Sie sind kompakt gebaut und lassen sich in Minutenschnelle von Handbeschickung auf automatische Stangenzuführung umstellen. Die Vorteile des Streamfeeders liegen auf der Hand: In einem ersten Schritt wird die Stange in eine dicke Schuppe umgeformt, die zum Anleger befördert wird. In einem zweiten Schritt werden die Bogen mittels Beschleunigerband vereinzelt und schonend in das Magazinfach eingebracht. Das heisst, es muss keine besondere Rücksicht mehr beim Einbringen der Produkte ins Magazinfach genommen werden. Zudem wird der ganze Mechanismus über einen Sensor, der die Stapelhöhe im Magazin misst, gesteuert. Dadurch ist gewährleistet, dass für den Separationsprozess immer die gleichen Bedingungen herrschen, was einen nicht zu unterschätzenden Einfluss auf die Nettoleistung der Anleger hat.
Streamfeeder sind somit die ideale Beschickungseinrichtung für Druckbogen und Umschläge. Dank der motorischen Verstellung wird Ein- und Umrüstzeit gespart, und mit dem anbaubaren Stangenauflege-Modul lässt sich in Minutenschnelle aus dem handbeschickten Streamfeeder ein automatisches Stangenzuführ-System für unterschiedlich lange Stangen machen.

Stangenbeschickung ist „State of the Art“
In der Produktion sammelgehefteter Drucksachen hat sich die Verarbeitung von Bogenstangen bei mittleren und grossen Auflagen aus Rentabilitätsgründen etabliert. Der kontinuierliche Materialfluss erhöht die Nettoleistung von Sammelheftern markant und gewährleistet einen konstanten Maschinenlauf. „Ein Hauptpunkt bei der Beschickung mit Stangen ist aber immer die Stangenqualität“, unterstreicht Felix Stirnimann. „Die Stangen müssen sauber aufgestossene Bogenteile haben, und sie sollten keine vorstehenden Bogenteile haben, die durch ein Umreifungsband beschädigt werden könnten.“ Müller Martini empfiehlt deshalb für eine perfekte Stangenbildung die Stangenausleger Vivo und AvantiPlus.

Heutzutage sind kurze Stangen (800 mm) noch immer sehr verbreitet. Stirnimann gibt zu bedenken, dass bei dieser Stangenlänge der volle Nutzen nicht erreicht werden kann. „Mit Stangen von 1200 mm Länge erreicht man eine wesentlich höhere Beschickungsleistung pro Person. Ausserdem werden bei den kurzen Stangen 50 % mehr Endbretter benötigt.“ Wie die Grafik „Puffer-Systeme“ zeigt, geht Müller Martini beim Einsatz von Stangen von einer Person auf jeweils vier bis fünf Anleger aus – eine deutliche Verringerung des Manpower-Einsatzes in der Binderei.

Die Stangen können mit einem Kransystem ergonomisch zugeführt werden. Dank Transportrollen können die Streamfeeder leicht verschoben werden und sind somit an jeder Station flexibel einsetzbar.

Maximale Automatisierung mit Rollenbeschickung
„Die Automatisierung mit Rollen bedeutet zwar die grösste Investition, sie bietet aber auch den höchsten Automatisierungsgrad bei der Beschickung von Sammelheftern“, macht Stirnimann deutlich. „Bei der Beschickung mit PrintRoll ist selbst für mehrere Produktionslinien nur noch eine Person notwendig, welche die vollen Rollen zum Sammelhefter holt und die leeren Rollen zurück ins Lager bringt.“

Die Rollenbeschickung garantiert einen kontinuierlichen Arbeitsfluss mit hohem Wirkungsgrad. Dieser kann mit einem vollautomatischen Logistik-System – wie das bereits einige Male von Müller Martini realisiert wurde – noch weiter optimiert werden.

Quelle: Müller Martini AG
 

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