Typografie

Im ersten Teil unserer Exkursion über das Layout in Heimarbeit konnten Sie bereits erfahren, wie die typischen Fehler bei der Verwendung von Bildern aussehen.

 

Heute möchten wir Sie in die Geheimnisse und Fallstricke der Typografie einweihen. Denn Typografie beinhaltet weit mehr als nur die sinnvolle Aneinanderreihung von Buchstaben.

 

Typografie ist eine Kunst!

 

Seit Gutenberg den Buchdruck erfand, dreht sich im Druckgewerbe alles um die Weitergabe von Information. Diese werden nicht allein durch Bilder verbreitet. In erster Linie ist es das Wort, das Inhalte vermittelt. Ungeachtet der Komplexität der Botschaft sind Kenntnisse über Typografie von großer Bedeutung. Die Wahl der Schriftart entscheidet maßgeblich über die Lesbarkeit. Inhalte, die in einer sehr anmutigen aber schlecht lesbaren Schriftart gedruckt werden, sprechen zwar das Auge an, entziehen sich aber dennoch dem Leser: Die Augen ermüden schnell und die Konzentration lässt nach. Heute unterscheiden wir sogar die Medien bei der Wahl der Schriften (Fonts) und manche wurden für ihren Einsatzzweck erstmalig entwickelt. Ein bekanntes Beispiel ist Times New Roman. Dieser Font heißt nicht ohne Grund wie eine angesehene englische Tageszeitung – er wurde speziell für diese Publikation erarbeitet.

 

Typografie als grafisches Element

 

Schriftsetzer kennen viele Gestaltungsregeln, die auf althergebrachtem Wissen beruhen und bis heute ihre Gültigkeit nicht verloren haben. Eine davon lautet, nicht mehr als drei Schriftarten zu verwenden. Puristen in der Typografie legen dies bis ins Extrem aus und nutzen für eine ansprechende Gestaltung höchstens drei Schriftschnitte. Also eine einzige Schriftart vielleicht in den Stärken fett, schmal laufend und normal. Ein typischer Anwenderfehler, der bei Laien immer wieder zu beobachten ist, besteht in der Wahl des Bold-Buttons. Zwar wirkt die Schrift dann fetter, tatsächlich aber bekommt der Einzelbuchstabe lediglich eine Outline, was dem Lauf der Schrift nicht förderlich ist.

In der Typografie versteht man unter dem Ausdruck »laufen«, den Platz, den die Schrift in Anspruch nimmt. Da kaum in allen Buchstabenkombinationen das Verhältnis der Abstände zwischen den Buchstaben optimal ist, greift der Könner im Extremfall zum »Versalausgleich«. Eine Office-Software stellt in keinem bekannten Fall die notwendigen Werkzeuge zur Verfügung, um die Laufweite einer Schrift perfekt auszurichten. Profiwerkzeuge für Typografie hingegen beherrschen es alle.

 

Die Wahl der Schriftart ist in der Typografie entscheidend

 

Vermutlich befinden sich auf jedem Rechner viele Schriften. Auf den ersten Blick scheint die Auswahl bestechend umfangreich, doch schnell geraten Anwender an die Grenzen guter Gestaltung. In der Druckerei weiß man, dass gelungene Typografie einen großen Fundus an Schriften erfordert. Laien versorgen sich zu diesem Zweck gern aus dem Internet. Die Zahl freier Fonts zum kostenlosen Gebrauch ist beachtlich. Leider stellen sie bei der Verwendung für die deutsche Sprache ein echtes Manko dar:

Viele der Schriften stammen aus dem englischsprachigen Raum – dort kennt man keine Umlaute und auch nicht das ß.

 

Typografie und technische Probleme

 

In der Typografie kommt es nicht nur zu Problemen bei der Gestaltung. Wenn der Entwurf an die Druckerei weitergeleitet wird, stellen sich neue Schwierigkeiten ein: Sind die Schriften in der Druckerei nicht vorhanden, werden sie vom System durch andere ersetzt. Im Ergebnis unterscheidet sich der Anblick mitunter erheblich von der ursprünglichen Gestaltung.

 

Bei der Einzelseitengestaltung kommt es darauf an, dass alle Inhalte vorhanden sind. Ist das Produkt jedoch mehrseitig, stellen sich neben den Anforderungen an die Typografie weitere Erfordernisse ein, die eine Office-Software nicht bedienen kann. Beispielsweise der Ausschuss.

Unter dem Ausschuss verstehen Drucker die Anordnung der Seiten auf dem Druckbogen unter Beachtung der anschließenden Falzart und Bindetechnik. Kein eigentliches Problem der Typografie, doch diese ergeben sich aus dem Ausschuss. Es geht um die Registerhaltigkeit. Wenn in der Typografie von Registerhaltigkeit die Rede ist, meint der Schriftsetzer die exakte Lage einer Zeile innerhalb des Layouts. Diese sind nämlich auf den Vorder- wie den Rückseiten identisch. Im anderen Fall würde die jeweils hinten liegende Zeile durchschimmern. In der Folge wirkt das Papier dunkler als es tatsächlich ist.

 

In der Typografie Pflicht: Schwarz auf Überdrucken

 

Immer dann, wenn in der Typografie Schriften mit farbigen Bildern auf einer Seite erscheinen, stellt sich die Frage, wie das Schwarz »aufgebaut« ist. Die Druckfarbe Schwarz kann im Motiv vorkommen und zählt zu den favorisierten Farbtönen für Schrift. Wird die Typografie mithilfe eines Bildbearbeitungsprogramms erstellt, sind besondere Kenntnisse notwendig, um die Schrift aus reinem Schwarz drucken zu lassen. Geschieht dies nicht, ist mit Kantenunschärfe zu rechnen, wenn das Schwarz aus allen vier Druckfarben zusammengesetzt – aufgebaut – wird.

Zusätzlich ist es wichtig, die Farbe Schwarz so anzulegen, dass diese auch innerhalb der Motive ein wenig größer ist als der ausgesparte Raum, weil es sonst zu den gefürchteten Blitzern kommt: durchscheinendes Papier ohne Farbauftrag. Dies gelingt durch die Funktionen »Schwarz auf Überdrucken« und »Überfüllen«, die sich ebenfalls in keiner Software befinden, die nicht für die professionellen Ansprüche in der Typografie geschaffen wurde.

 

Mehr als nur Buchstaben

 

Typografie ist eine Lehre für sich. Nicht ohne Grund lernten Schriftsetzer ihren Beruf über mehrere Jahre. Auch wenn Computer heute einen Großteil der Schriftsetzerei erledigen, sind es noch immer spezielle Programme, die aus Buchstaben einen ansprechenden »Satz« machen. Viele bedenken nicht die grafische Wirkung, die der Typografie zueigen ist, und bringen einfach ihre Worte zu Papier. Dass auch daraus ein Kunstwerk entstehen kann, erleben Sie immer dann, wenn ein Buch besonders angenehm zu lesen ist, ihre Augen nicht ermüden, die Konzentration nicht nachlässt und Wort und Bild eine Einheit zu ergeben scheinen. Deshalb: Bringen Sie Ihr Layout zum Profi, wenn es besonders gut werden soll!

Index:

Was beim Layout in Heimarbeit alles schief gehen kann – Teil 1: Photos

Was beim Layout in Heimarbeit alles schief gehen kann – Teil 2: Typografie

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photo credit: FontFont via photopin cc

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