Alternative

Vor einiger Zeit schrieb mir Hertha. Hertha ist Künstlerin, eine Malerin genauer gesagt. Sie stand kurz davor, ihr erstes eigenes Buch zu veröffentlichen.

Ein Kunstbuch sollte es werden. Darin: Eine Auswahl Ihrer Bilder, die Sie in den letzten zwei Jahrzehnten gemalt hatte. In Ihrer E-Mail teilte Sie mir mit, wie sie sich am Ende das Werk vorstellte. Jetzt war meine Meinung gefragt.

Der Wunschzettel

„Wunderbar, das erste eigene Buch“, dachte ich beim Lesen der ersten Zeilen und beneidete Hertha ein wenig. Wie viele träumen doch davon endlich auch einmal ein Buch zu schreiben – Buchautor zu werden. Und wie wenige lassen Ihren großen Traum auch wahr werden.

Doch als ich las, wie das spätere Buch einmal aussehen sollte, fühlte ich mich sofort an den Wunschzettel unseres kleinen Sohnes erinnert. Diesen drückt er mir, regelmäßig zur Weihnachtszeit und mich dabei mit großen Kinderaugen vertrauensvoll anblickend, in meine Hand.

Sonderformat, Sonderfarben, Prägung, Fadenheftung … Die Liste wollte fast kein Ende nehmen. Hertha und ihr beratender Grafiker hatten wirklich alle Register gezogen. Ganz sicher: So ein Buch, mit allen Finessen der Buchdruckkunst, würde beeindruckend werden. Ich konnte mir leicht vorstellen, wie die Menschen es später in den Händen halten würden. Voller Bewunderung und fast schon ehrfürchtig. Es war nicht schwer zu erraten, dass auch Hertha ein ganz ähnliches Bild in ihrem Kopf hatte.

Das liebe Geld

Nun, wenn Geld keine Rolle spielt … Aber so war es dann leider doch nicht. Inzwischen hatte ich Hertha geantwortet und ihr erst einmal zu ihrem Entschluss, ihr erstes Buch zu veröffentlichen, gratuliert. Hinzu kam: Ihre Bilder gefielen mir. Natürlich hatte ich bereits Ihrer Webseite besucht und war von dem, was dort zu sehen war, begeistert.

Dann musste ich Hertha die alles entscheidende Frage stellen: „Wie hoch ist denn ihr Budget für die Buchproduktion?“ Bei der Zahl, die mir Hertha dann nannte, war mir sofort klar: Das wird nicht einfach. Meine Überzeugung hielt ich aber zunächst einmal zurück. Vielmehr versprach ich der Künstlerin, mich am nächsten Tag wieder bei ihr zu melden. Und dies mit konkreten Vorschlägen.

Was wirklich wichtig ist

Tags darauf telefonierten Hertha und ich das erste Mal miteinander. Ein großes Drumherum reden würde niemandem helfen. Die Ausführung des Buches, wie Hertha es sich vorstellte, würde Ihre verfügbaren finanziellen Mittel um mehr als das Doppelte übersteigen. Da Sie die Auflage von 1.000 Exemplaren aber unbedingt beibehalten wollte, mussten wir also an anderer Stelle „abspecken“.

Letztendlich wurde aus dem hochwertigen Kunstbuch „mit allen Schikanen“ ein immer noch sehr respektabler Kunstkatalog. Dabei musste der Seitenumfang nicht reduziert werden und Hertha konnte Ihr eigentlich wichtigstes Ziel erreichen: Den Menschen Ihre Kunst zeigen und nahe bringen. Das war ihr inzwischen klar geworden und so war Sie mit meinen Vorschlägen als „realistische Alternative“ sehr zufrieden.

Einige Wochen später brachte der Postbote eine Buchsendung. Darin ein frisch gedruckter Kunstkatalog, mit einer persönlichen Widmung von …

photo credit: Tom Mooring via photopin cc

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