Sönke Schulz (33) ist Mitbegründer des Hamburger tredition Netzwerk-Verlages und repräsentiert damit die Erfogsgeschichte eines deutschen Startup Unternehmens aus jüngerer Zeit. Bereits aktive aber auch ganz besonders angehende Autoren, stehen heute vor der Möglichkeit Ihre Werke auf unterschiedliche Art und Weise veröffentlichen zu können. E-Book oder die klassische Printausgabe? Wir sprachen mit Sönke Schulz über die Leistungen seines Unternehmens, die Autoren die bei tredition publizieren und seine Einschätzung zur Entwicklung des Buchmarktes.

1.Wann haben Sie den tredition Netzwerk-Verlag gegründet und was verbirgt sich hinter diesem Begriff?
Wir haben den Netzwerk-Verlag tredition Ende 2006 gegründet und ein Jahr später begonnen, Bücher zu verlegen. Der Begriff Netzwerk-Verlag ist neu in der Buchbranche. Bei tredition finden Buchautoren ein Netzwerk von professionellen Lektoren, Hörbuchsprechern, Übersetzern und Illustratoren (so genannte „Literatur-Partner“), die Autoren unterstützen, ein Manuskript professioneller und erfolgversprechender zu gestalten und Produktvielfalt zu schaffen. Dabei einigen sich Autoren und Literatur-Partner individuell über die Konditionen der Zusammenarbeit. I.d.R. gehen Literatur-Partner in Vorleistung. Diese sollen an einem Werk nur mitarbeiten, wenn sie wirklich vom Erfolg des Buches überzeugt sind und ihre Bezahlung zu einem großen Teil abhängig vom Erfolg des Buches erhalten.

2.Wie kam es zur „Geschäftsidee“?
Verlage erhalten jedes Jahr sehr viele Manuskripte, von denen nur jedes ca. 200. als Buch verlegt wird. Unser Ziel war es, allen Autoren die beste und fairste Veröffentlichungsmöglichkeit zu bieten, indem wir ein ganz neues Verlagskonzept anwenden und so die Gründe warum klassische Verlage Titel ablehnen müssen, bei uns nicht zum tragen kommen. Kern unserer „Idee“ ist auch, dass jedes Buch seinen Markt hat. Je kleiner dieser ist, desto unattraktiver ist er für klassische Verlage. Für klassische Verlage muss dieser mindestens 3.000 verkaufte Exemplare groß sein. Für uns reichen 25 Exemplare.

3.Welche Leistungen können Sie Ihren Kunden bieten?
Im Grunde haben wir zwei Gruppen von Kunden. Zum einen sind das Autoren. Denen bieten wir eine kostenfreie Veröffentlichung ihrer Werke an, die dann von unseren Literatur-Partnern optimiert werden. Zum anderen sind das aber auch Lizenznehmer unserer Technik und Dienstleistung. Wir bieten z.B. Webseitenbetreibern, Zeitschriften und Zeitungsverlagen u.v.m. an, unsere Veröffentlichungstechnik in die eigene Webseite einzubauen und ihren Besuchern denselben Service wie im tredition-Verlag anzubieten – nur eben unter der eigenen Marke. Diese Leistung gibt es seit April diesen Jahres und wir freuen uns über eine sehr gute Entwicklung (http://www.publishboox.com).

4.Welche Autoren möchten Sie mit Ihrem Angebot ansprechen?
Unsere Dienstleistung wird von einer sehr heterogenen Gruppe von Autoren genutzt. Belletristik-Autoren, Professoren und Dozenten, die Lehrmaterial bei uns veröffentlichen, Verfasser von Reiseliteratur u.v.m. Eines haben die meisten Autoren gemeinsam. Sie sind sich darüber im Klaren, dass ihre Bücher nicht durch tredition alleine umfassend vermarktet werden können, sondern diese Autoren leisten ihre Beiträge dazu (z.B. durch eigenes Online-Marketing).

5.Die Veröffentlichung eines Buches, über Ihr Portal, ist für die Autoren kostenfrei. Wie verdient Ihr Unternehmen sein Geld?
Wir verdienen erst etwas, wenn ein Exemplar eines bei uns verlegten Buches verkauft wird. Um Missverständnissen vorzubeugen, weisen wir aber darauf hin, dass auch wir nicht alle Kosten bei einer Veröffentlichung tragen können. Daher haben Autoren die Wahl, entweder bei den ersten ca. 25 verkauften Exemplaren auf ihre Provision zu verzichten oder 25 Eigenexemplare zum Autorenpreis (ca. 60% des Ladenpreises) zu erwerben. Diese zweite Option wählen fast alle Autoren, da sie natürlich ihr eigenes Buch selber auch in den Händen halten möchten. Meisten sind die ersten 25 Exemplare bereits nach wenigen Wochen verschenkt, verkauft oder für Werbezwecke vergeben worden.

6.Glauben Sie an eine Zukunft für das gedruckte Buch?
Wir sind uns sicher, dass es zu Verschiebungen der Umsätze bei Buchverlagen kommen wird und dass digitale Medien einen Zuwachs haben werden. Wir halten uns allerdings bei den Jubelrufen über neue e-Book-Reader und Dateiformate zurück. Wir sind der Meinung, dass Druck weiterhin bei Büchern das Hauptmedium bleiben wird. Allerdings erwarten wir einen deutlichen Umschwung von Erstauflagen im Offset zu digitalen print-on-demand-Lösungen.

7.Wie begegnet man als Startup-Verlag der aktuellen Wirtschaftskrise?
Wir haben uns seit Beginn unserer Tätigkeit darauf konzentriert, eine sehr gute Dienstleistung anzubieten. Anders als viele Internet-Startups, ist der tredition Netzwerk-Verlag überhaupt nicht von Werbeumsätzen abhängig und haben uns daher gut entwickeln können. Eine Krise spüren wir nicht. Grund dafür ist aber auch eine sehr tiefe Vernetzung mit Händlern, Online-Marketing-Profis, Druckereien u.v.m., die einen reibungslosen Ablauf ermöglichen und deren Stärke wir auch für uns nutzen können.

8.Haben Sie an dieser Stelle noch einige Tipps für angehende Autoren?
Viele Autoren suchen den „klassischen Verlag“ und nehmen Dutzende von Absagen in Kauf. Selbst J.K. Rowling (Harry Potter) und Christopher Paolini (Eragon) haben eine lange Suche, Paolini sogar den Selbstverlag, hinter sich. Wir raten Autoren, Angebote wie das von tredition zu nutzen und sich so einen Namen zu machen. Wir geben pro Jahr ca. 4% unserer Titel an „klassische Verlage“ weiter. Kein Manuskript wirkt so überzeugend wie Verkaufszahlen eines Titels….und das ist am Ende das was zählt – auch für die „klassischen Verlage“.

Herzlichen Dank für das Interview Herr Schulz. Wir wünschen Ihnen für die Zukunft weiterhin alles Gute und viel Erfolg.

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