Den zukünftigen Stellenwert von Print bewertet Ursula Martens, Inhaberin der Textagentur Wortkind, im Interview positiv. Außerdem erklärt sie, welche Herausforderungen das Internet an Werbetexter stellt, und warum gute Werbetexte wichtiger Bestandteil eines erfolgreichen Marketings sind.
Frau Martens, eine Frage, die Sie sicherlich sehr oft gestellt bekommen: Wie kamen Sie zu der Firmierung Wortkind für Ihr Unternehmen?
Ja, die Frage höre ich wirklich oft und freue mich über das Interesse. Das ist schnell erzählt: Zu Anfang meiner Selbstständigkeit schwirrten mir Tag und Nacht Textfragmente, Slogans und Produktnamen durch den Kopf.
Eines Nachts kam plötzlich das Wortkind angeschwirrt und löste den Namen Martens Mediaservices ab. Mittlerweile schlafe ich nachts wieder, habe aber Stift und Zettel in Reichweite.
Seit wann gibt es Wortkind und worin sehen Sie die Kernkompetenz Ihres Angebotes?
Wortkind gibt es seit dreieinhalb Jahren. Neben meinen Texten schätzen meine Kunden eine persönliche und umfassende Betreuung, bestimmt auch mein Herz für Existenzgründer. Gute Geschäftsideen und eine Leidenschaft für das, was man tut, unterstütze ich oft mit besonders günstigen Preisen.
Außerdem bekommen meine Kunden durch mich und ausgewählte Netzwerkpartner alles, was sie für ihre Werbung brauchen. Das spart Zeit und schützt vor so mancher Enttäuschung.
Differenzieren Sie zwischen Text für Print und Text für das Web? Wenn ja, weshalb?
Ja, absolut! Printtexte und Webtexte haben teilweise sogar vollkommen entgegengesetzte Eigenschaften.
Webtexte sollen schnell informieren, sonst ist der Besucher sofort weg: Angebot und Nutzen müssen auf den ersten Blick erkennbar sein. Das steuert man durch Überschriften, fett gesetzte Wörter und interne Verlinkungen.
Im Web klickt sich der Leser von einer Seite zur nächsten und von einem Thema zum anderen. Aufgabe des Webtexters ist es, dem Leser die Navigation durch die Seiten möglichst leicht zu machen.
Beim gedruckten Text erwartet der Leser einen Spannungsbogen und einen geschlossenen Text mit Anfang und Ende.
Die Medienwelt unterliegt einem steten Wandel. Wie hat sich Ihrer Meinung nach der Stellenwert guter Werbetexte entwickelt?
Der Markt ist durch Online-Angebote transparenter geworden. Jeder kann die Preise seines Händlers am Ort mit den Preisen im Internet vergleichen. Also muss man die Kunden mit anderen Maßnahmen überzeugen.
Wer mit seinem Shop konkurrenzfähig bleiben will, braucht suchmaschinenoptimierte Produktbeschreibungen, die den Leser emotional ansprechen.
Der stationäre Handel kann sich positionieren, indem er seine Stärken wie die Nähe zum Kunden herausstellt. Auch das geschieht mit gut gemachter Werbung, woran die Texte einen großen Anteil haben.
Frau Martens, was halten Sie davon, wenn jemand sagt: „Ein gutes Produkt oder eine gute Dienstleistung sollte für dessen Erklärung nicht mehr als den Platz auf einer Postkarte benötigen.“
Das kommt ja zunächst einmal auf die Schriftgröße an. Aber das wollten Sie bestimmt nicht hören.
Tatsächlich ist KISS ein wichtiges Motto meiner Arbeit: Keep it short and simple. Die meisten Produkte und Dienstleistungen lassen sich mit wenigen, einfachen Worten erklären. Twitter sagt uns sogar klipp und klar: Du hast 140 Zeichen, um Aufmerksamkeit zu erregen.
Welchen Input braucht das Unternehmen Wortkind von seinen Kunden, um ein gutes Ergebnis abliefern zu können?
Ein gutes Briefing ist die wichtigste Voraussetzung für einen erfolgreichen Werbetext. Schließlich ist der Kunde der beste Spezialist für sein Produkt oder seine Dienstleistung. Bei komplexen Angeboten führen wir mehrere Telefonate.
Für einfache Dienstleistungen oder Produkte habe ich für jede Textart einen Briefing-Fragebogen entwickelt. Zusätzlich recherchiere ich online und in Fachliteratur, bevor ich die Texte schmackhaft aufbereite.
Welches Gewicht hat Ihrer Ansicht nach das gedruckte Wort im Vergleich zum virtuell dargestellten Wort auf dem Monitor?
Den Leser unterhalten, informieren oder Vertrauen schaffen – das leisten Online-Texte genauso gut wie das gedruckte Wort. Einige Menschen bevorzugen ?E-Books, andere genießen ein Buch auch mit den Fingerspitzen, den Ohren und der Nase.
Jeder Mensch hat eigene Präferenzen beim Umgang mit dem Wort. Unternehmen sollten deshalb beides bedienen: Das Bedürfnis nach Werbung zum Anfassen und eine ansprechende, nutzbringende Präsenz im Internet.
Wie sehen Sie persönlich die Entwicklung von Print bis zum Jahr 2020?
Print kann meiner Meinung nach nicht verdrängt werden, weder in der Werbung noch im privaten Gebrauch. E-Books sind eine feine Sache für unterwegs. Mir wird ein gedrucktes Buch immer lieber sein.
Plakate erregen Aufmerksamkeit und machen die Stadt bunt. Selbst mit einer privaten Empfehlung reicht man oft auch einen Flyer weiter. So wenig, wie sich das papierlose Büro durchgesetzt hat, wird es in naher Zukunft papierlose Werbung, Unterhaltung und Information geben.
Schaut man sich allabendlich die Werbeblöcke im Fernsehen an, so passiert es nicht selten, dass man sich die Frage stellt: Wie können hoch bezahlte Agenturen nur solche schlechten Spots abliefern? Wie beurteilen Sie die Fernsehwerbung?
Oh ja! Oft sind die Spots nur scheinbar schlecht. Wenn Sie und ich einen Spot zum Weglaufen finden, klopfen sich andere dabei vor Vergnügen auf die Schenkel und stürmen am nächsten Tag die Geschäfte.
Was gut oder schlecht ist, kann man nur anhand der Erfolgszahlen beurteilen. Bei Radiospots denke ich oft: Das geht auch besser. Die sind oft zu bieder.
Die Texte von Wortkind werden häufig für Videos im Web vertont. Christian Brückner ist wohl einer der bekanntesten Synchronsprecher Deutschlands. Denken Sie, dass der gesprochene Werbetext auch unbedingt von der „richtigen“ Stimme gesprochen werden sollte?
Von der richtigen Stimme auf jeden Fall. Ob die richtige Stimme dann ein Profisprecher liefert oder der Inhaber selbst – wie bei Ihrem Video, das muss man von Fall zu Fall entscheiden.
Manchmal ist es besser, ausschließlich Profis einzusetzen: vom Kameramann bis zum Sprecher. Manchmal ist ein verwackeltes Video cooler oder es schafft mehr Vertrauen, wenn der Chef sich persönlich präsentiert.
Abschließend eine letzte Frage: Wie planen Sie die weitere Zukunft von Wortkind?
Grundsätzlich möchte ich die Bedürfnisse meiner Kunden im Auge behalten und den Mitbewerbern eine Nasenlänge voraus sein. Das heißt: Nicht stehenbleiben. Nie denken, jetzt weiß und kann ich alles. Dazu sind die Entwicklungen zu rasant.
Ich lerne täglich etwas Neues, bewerte Trends, starte Projekte und biete die Dienstleistungen an, die der Kunde hier und heute braucht.
Herzlichen Dank für dieses interessante Interview, Frau Martens.
Ich danke Ihnen für die spannenden Fragen, Herr Wenderoth.
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