Druckereien und Fußball

Es war sicher nicht das ansprechendste Spiel, das die deutsche Nationalmannschaft im Spiel gegen Kasachstan Ende März abgeliefert hat.

Dennoch brachte der 4:1-Sieg die DFB-Mannschaft zumindest eine Runde weiter und setzte den EM-Ambitionen von Kasachstan ein Ende. Die deutsche Fußball-Seele ist zufrieden. Ebenso ließ sich nach dem Spiel noch vieles sagen über Spieler und Trainer, allerdings nicht immer Erfreuliches.

 

Am Rande bemerkt

43.500 Zuschauer haben das Spiel trotz der Kälte live vor Ort verfolgt und sicher weit mehr vor dem heimischen TV-Gerät. Diese 43.500 plus die mehrere Millionen Fernseh-Zuschauer haben mehr gemeinsam als die Liebe zum Ballsport: Sie alle sind Konsumenten. Und genau, wie man Mäuse mit Speck fängt, findet man neue Kunden durch Werbung. Wo sonst erreicht man so viele Menschen mit einer einzigen Werbekampagne, wenn nicht anlässlich eines im Fernsehen übertragenen Fußballspiels, muss sich wohl auch die Druckerei gedacht haben, die dieses EM-Spiel mit seiner Bandenwerbung verzierte.

 

Kosten! – Nutzen? Für Großdruckereien kein großes Thema

Dass Baumärkte bei Fußballspielen auf sich aufmerksam machen, klingt nachvollziehbar. Schließlich finden wir das Oberhaut der Familie wenn nicht auf dem Fußballplatz dann sicher im Baumarkt. Doch welche Zielgruppen wollen Druckereien auf den Fußballfeldern der Nation ansprechen? Wir wissen es nicht! Aber wir wissen, was Bandenwerbung kostet und das stimmt uns nachdenklich: Ein nicht näher bezeichnetes Unternehmen macht im Internet auf sich aufmerksam, indem es Bandenwerbung offeriert, die sich nicht in den unteren Ligen abspielt.

Hier werden Erst-Liga-Vereine angeboten und die Rede ist von Reichweitenstärke und vergleichbar günstiger TV-Präsenz. Die hat ihren Preis und der bewegt sich zwischen EUR 50.000 und EUR 239.000. Mit deutlich weniger Kosten kommen Werbetreibende weg, wenn sie sich für eine Drehwerbung entscheiden. Das eigene Logo und der passende markige Slogan sind dann abwechselnd mit anderen Anbietern im Bild – wenn die Kamera ihren Fokus gerade dorthin richtet – und deshalb fallen auch nur zwischen EUR 19.000 und EUR 36.000 an. Wer doch ein wenig mehr in die Eigenwerbung investieren möchte, kann ein sogenanntes Partnerpaket erwerben und ist mit EUR 345.000 bis EUR 800.000 dabei. Ein echtes Schnäppchen.

 

Was soll die Aufregung?

Wer sich genauer auf dem Markt umschaut, wird Folgendes feststellen: Die Zahl der Insolvenzen steigt kontinuierlich und besonders die Druckindustrie scheint darunter zu leiden. Aktuell nimmt sie Platz zwei auf der Liste der am häufigsten betroffenen Branchen ein. Dabei gehen auch Arbeitsplätze verloren. Zwar ist die Zahl der benötigten Mitarbeiter im Druckgewerbe dank Computer und Digitaldruck schon lange rückläufig, doch mit dem Aussterben der Druckindustrie im eigenen Land verlieren wir neben Arbeitsplätzen auch eine der größten Errungenschaften, auf die wir in unserer Geschichte zurückblicken können: Die Erfindung der Buchdruckkunst hat ihre Wurzeln in Deutschland, genauer in Mainz, wo Johannes Gutenberg in der Mitte des 15. Jahrhunderts mit dem Druck der Bibel eine gesellschaftliche Revolution in Gang setzte, die bis heute unaufhaltsam blieb: Wissen stand plötzlich jedem zur Verfügung.

 

Druck aus Deutschland

Nachdem die Buchdruckkunst weit verbreitet war, ließ Deutschland in seinen Bemühungen um Drucktechnik nicht nach. Es war die Firma Heidelberg Druckmaschinen, der es gelang, eine Druckmaschine zu entwickeln, die nur wenig Raum einnahm und scheinbar unverwüstlich ist. Bis heute ist der sogenannte »Heidelberger Tiegel« im praktischen Einsatz und nicht allein in Museen zu bewundern. Heidelberg Druckmaschinen erweiterte sein Geschäftsfeld durch Ankauf der Linotype-Hell AG im Jahr 1997, ein Unternehmen, welches Standards in Schriftsatz und bei der Scan-Technik schuf. Der letzte Manager von Heidelberg war Hartmut Mehdorn. Heute existiert das Unternehmen in dieser Form nicht mehr. Zyniker erblicken hierin den Anfang vom Ende der Druckkunst in Deutschland.

 

Vielfalt vs. Großdruckereien

Wenn sich früher an vielen Orten Druckereien und Betriebe der Druckindustrie fanden, muss man diese heute suchen. Überleben konnten vor allem Großdruckereien, die entweder den Verlagen selbst gehören oder über lukrative Verträge aus diesem Bereich verfügen. Diese Druckereien sind es auch, die sich eine Investition in Bandenwerbung leisten können. Die kleine Druckerei, die Ihre Hochzeitskarten oder Einladungen druckt, kann es sicher nicht. Selbst von den Großdruckereien sind nur noch einige existent und nicht wenige kämpfen um ihr weiteres Bestehen. Wer sich angesichts des immer enger werdenden Raums bei der Auftragsvergabe eine Bandenwerbung zu Kosten nahe der Millionenhöhe leisten kann, hat in der Vergangenheit viele kleinere Unternehmen geschluckt oder handelt mit dem Mut der Verzweiflung.

 

Und was sah der Zuschauer?

Auch das wissen wir nicht. Ich jedenfalls sah das Spiel. Deutschland spielte stark in der ersten Halbzeit, ließ dann kräftig nach und konnte am Ende trotzdem den Sieg davontragen. Das anschließende Bier ließ ich mir schmecken und es gehört nicht zu denen, die in der Bandenwerbung so häufig zu sehen sind. Der Baumarkt meiner Wahl liegt ebenfalls um die Ecke, auch wenn ich beim Fußball auf neue Ideen gebracht werden soll. Käme es mir tatsächlich einmal in den Sinn, einen Druckauftrag in sechs- bis siebenstelliger Auflagenhöhe zu erteilen, werde ich mich hoffentlich an die Bandenwerbung beim Spiel Deutschland-Kasachstan 2013 erinnern. Sonst lief die ganze Anstrengung zumindest an mir vorbei. Schade um das Geld. Doch vielleicht richtete sich die Werbung ja an Auftraggeber im europäischen Ausland. Dann immerhin käme ein wenig von der Auftragsmenge ins Land zurück, die heute jenseits der Grenzen zu Papier kommt. Schau‘n mer mal, wie der Kaiser sagt.

 

Was halten Sie von Bandenwerbung der Großdruckereien beim Fußball? Wir freuen uns auf Ihren Kommentar.

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