Nikola Irmer und Rupert Eder, beide Maler, stehen schon seit Jahren in einem regelmäßigen künstlerischen Dialog, obwohl ihre Werke in der Konfrontation von Figuration und Abstraktion kaum unterschiedlicher sein könnten. In der aktuellen Ausstellung werden erstmals ihre neuesten Werkgruppen gemeinsam vorgestellt. Nikola Irmer, 1970 in Starnberg geboren, studierte Kunst in San Francisco, Glasgow und New York. Sie lebt und arbeitet in Berlin. Der 1968 geborene Rupert Eder absolvierte die Philosophische Hochschule der Jesuiten in München und lebt und arbeitet in Dießen am Ammersee.

Bislang lag der Fokus von Nikola Irmers Arbeit auf der Darstellung konkreter Personen oder Personengruppen. Auf fast konzeptionelle Weise sucht sie dabei den engen Kontakt zu ihren Modellen und lässt sich auf deren Lebensweisen ein, um sie in ihrer Malerei widerzuspiegeln. In ihrem neuesten Werkzyklus „Shelf Life“ widmet sich Nikola Irmer jedoch einem formal neuen Thema: der nahezu völlig vergessenen Sammlung ausgestopfter Vögel im Naturhistorischen Museum Berlin. Bei näherer Betrachtung der scheinbar unbeabsichtigten Anordnung der Präparate aus dem 19. Jh. in Kabinetten und Vitrinen entdeckte die Künstlerin eine Vielzahl von erzählerischen und psychologischen Momenten, Szenarien, Rhythmen und Mustern. So entsteht eine Gruppe Ölbilder, in denen die Vögel transformiert und mit einer neuen Bedeutung versehen werden. Die Darstellung ist quirlig und lässt kaum etwas von dem Staub und Verfall der Tierpräparate erahnen. Großformatige Ansichten der Kabinettschränke wie auch Detailansichten einzelner Vögel oder Vogelgruppen sind auf den Leinwänden im dichten Farbauftrag malerisch virtuos umgesetzt. Nahsicht bedeutet dabei nicht zwingend Detailverliebtheit, sondern oft gerade Abstraktion. Die Verschiebung des Blickwinkels ermöglicht in vielen Fällen neue Konstellationen. Wie schon der Titel implizieren mag, spielt Nikola Irmer mit dem Thema der Natura Morta, konterkariert und düpiert unsere Sehgewohnheit und Erwartungshaltung und schafft eine dynamische, leuchtende, farbenfrohe Ansammlung von Reglosigkeit und Tod.

Auch Rupert Eder betritt in seinen aktuellen Arbeiten Neuland, mit der Öffnung seiner Bildsprache von Farbe, Form und Komposition. In der Bildgruppe „Secret Book“ sind erstmalig Vertikalen auszumachen. Im Gegensatz zu den bisherigen Bildern scheint die Leinwand, wenn überhaupt, nur noch wenig durch. Das Zusammenspiel von Farbflächen und Linien mit unterschiedlichen Proportionen lässt sie wie Landschaftsbilder wirken. Dass Rupert Eder selbst seine Bilder als „Orte“ bezeichnet, wirft nicht nur einen interessanten Blickwinkel auf die Rolle der Bildbetrachtenden, sondern auch auf die Frage der Repräsentation. „Secret Book“ steht in diesem Zusammenhang somit für das Geheimnis zwischen Maler und Bild, zwischen Bild und Betrachtendem.
„Haiga“ bezeichnet Ruptert Eder seine Bildgruppe von Aquarellen. Eine Anspielung auf japanische Kunstwerke aus dem 16./17. Jh., auf denen Bild und Schrift gleichberechtigt nebeneinander erscheinen. In einem Haiga wurden Haiku, der Text, und die Malerei gleichberechtigt dargestellt. Dabei bleibt das Bild ein eigenständiges Kunstwerk und darf nicht Illustration sein. Rupert Eder wendet sich dem reinen Bildgedanken des Haiga zu. Der unmittelbaren, individuellen und keiner Konvention verpflichteten Sehweise des Bildes. Daraus entstanden Aquarelle, die einzelne oder ineinander verlaufende Ellipsen, teilweise auch nur parallele Balken zeigen. Alle sind verbunden durch vertikale Linien, die, beeinflusst durch Vorzeichnen mit Wasser, einmal mehr einmal weniger breit, teils separiert, teils durchquerend das gesamte Bildfeld bestimmen. Rupert Eder schafft leichte, oft poetische Zeichnungen, die sich im spannenden Gegensatz zu den klaren, massiven
Gemälden behaupten, ohne sie infrage zu stellen.

Die Gegenüberstellung der Arbeiten von Nikola Irmer und Rupert Eder evoziert einen Diskurs über Farben, Formen, Bewegung, Rhythmen und Inhalte, in dem sich viele Gemeinsamkeiten und viele Unterschiede aufdecken lassen.  Zu dieser spannungsreichen Entdeckungsreise in die Bildwelten zweier junger Maler laden Sie der Kurator Dr. Guido Schlimbach  und  die galerie julia garnatz herzlich ein.

Anlässlich der Ausstellung erscheint die Publikation BLICKWECHSEL herausgegeben von Guido Schlimbach. ( Softcover, 32 S., 20 Farbabb., Text in deu. und engl. Sprache)

Öffnungszeiten der Galerie: Di – Fr 13-18 Uhr, Sa 12-16 Uhr und nach Vereinbarung
Weitere Informationen zu Rupert Eder und Nikder Galerie oder unter www.juliagarnatz.com

Quelle: Dr. Guido Schlimbach

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