Neue Technologien – allen voran das Internet – verändern unsere Welt. Bücher erscheinen als E-Books, die Zeitung im RSS-Feed und der traditionelle Versandhandel betreibt nun Online-Shops. Schlechte Aussichten für die Druckindustrie. Besonders der Rotationsdrucker ist davon betroffen, so die These.

 

Traumhafte Auflagen im Katalogdruck

 

Der Rotationsdruck ist die Druckvariante für große bis größte Auflagen. Die Anfertigung gigantischer Druckzylinder beispielsweise für den Tiefdruck verursacht enorme Kosten. Unter einer Million Auflage rechnet sich diese Investition für Auftraggeber nicht. Anders im Rollenoffset: Hier lassen sich kleinere Stückzahlen in Rotation bei deutlich niedrigeren Kosten herstellen. Der Wegfall der Kataloge großer Versandhäuser war und ist spürbar in der Szene. Das merkt nicht nur der Rotationsdrucker. Auch im Zeitungsdruck sinken die Auflagen oder Presserzeugnisse verschwinden vom Markt. Scheinbar besteht in Deutschland ein Überangebot bei den Druckereien. Insolvenzen sind die Folge.

 

Marktanalyse durch die EWA

 

Die EWA ist die Interessenorganisation Rotationsdruck. Hier sind die Unternehmen organisiert, die addiert rund 80 Prozent der Kapazität im Rotationsdruck darstellen. In einer eigenen Studie fasst der Unternehmensberater Michael Dömer die aktuelle Situation in dieser Sparte der Druckindustrie zusammen. Dabei kommt er zu überraschenden Ergebnissen:

 

  • Die Auslastung der »Normalkapazität« der Rotationsdrucker liegt bei 105 Prozent.
  • prognostizierte Überkapazitäten im Rollenoffset in einer Größenordnung von 30 Prozent sind nicht feststellbar.
  • Sinkende Preise zugunsten steigender Auflagen sind die Ursache der Insolvenzen in der Vergangenheit.

Angesichts der vorherrschenden Meinung steht es um die Druckindustrie im Ganzen scheinbar besser als angenommen. Was ist geschehen?

 

Der neue Verbraucher

 

Das Internet und eine generell veränderte Medienlandschaft schienen das Ende des Drucks einzuläuten. Unbestritten sind Wechselwirkungen vorhanden. Die Überlegungen hierzu lassen jedoch den Verbraucher außen vor: Nach dem Ende der Stagnation im Buchdruck belebt sich nun auch die Nachfrage nach Presseerzeugnissen wieder. Im Katalogdruck scheinen sich vergleichbare Entwicklungen zu zeigen. Ursachen hierfür sind beim Verbraucher zu finden. Er ist es, der sich nach anfänglichem Hype auf herkömmliche Werte besinnt. Ein Produktangebot ausschließlich im Internet zu erhalten, reicht ihm nicht mehr. Ebenso wie es vorher unbefriedigend war, diese allein aus Katalogen zu beziehen. Studien zum Verbraucherverhalten belegen dies: Viele Konsumenten sehen einen hohen Freizeitwert darin, eine Zeitung zu lesen. Nach anfänglich starkem Zuspruch zum E-Book greift er nun wieder zur gedruckten Ausgabe. Statt seitenstarker Kataloge steigt die Nachfrage nach Beilagen.

 

Veränderungen bei den Kosten auch für Rotationsdrucker

 

Steigende Löhne und höhere Energiekosten sind ein weiterer Grund für die Notlage einiger Betriebe. Die EEG-Umlage trifft Unternehmen mit großem Energieverbrauch empfindlich. Aus Angst, die Auslastung nicht mehr zu erreichen, scheuen sich Druckereibetreiber, die Preise anzupassen. Auf mittlere Sicht lassen sich so jedoch nur Defizite einfahren. So sieht auch M. Dömer hier eines der größten Risiken für Rotationsdrucker: Preise, Kosten und Nachfrage passen nicht mehr zusammen. Ursachen für den Niedergang einiger Unternehmen in der Druckindustrie schreibt er folgerichtig Managementfehlern zu.

 

Aussichten für Rotationsdrucker

 

Statt dass die Druckindustrie – allen voran der Rotationsdruck – nun in Gänze untergeht, lässt sich bei vorsichtiger Betrachtung Folgendes feststellen: Das Wachstum stellt sich nicht mehr von allein ein. War der Druck in der Vergangenheit konkurrenzlos, entstanden nun durch moderne Kommunikationsmittel Alternativen. Der Konsument nutzt diese, jedoch nicht ausschließlich. Nach wie vor besteht eine große Nachfrage nach Printprodukten in allen Bereichen des täglichen Lebens. Bei den Unternehmen der Druckindustrie muss ein Umdenken stattfinden: Anders als früher muss sie sich um Aufträge bemühen. Nicht allein im Wettbewerb mit anderen Anbietern, sondern nun auch mit anderen Medien. Das ist neu. Wem es gelingt, hier durch Qualität zu überzeugen, wird am Markt bleiben. Was fehlt ist Lobbyarbeit. Die Vorteile des Internets lassen sich praktisch überall in Erfahrung bringen. Wo aber kann der Interessent herausfinden, welche Vorzüge der Druck gegenüber einem flüchtigen Medium besitzt?

 

Neuordnung am Markt berücksichtigen

 

Mit ihren enormen Produktionskosten haben sich die Rotationsdrucker einem verzweifelten Preiskampf gegenübergesehen. Nachvollziehbar ist auch, dass sich die Betriebe von der Konkurrenz Internet bedrängt fühlten. Aus dieser Mixtur entstand eine Dynamik, welche geeignet war, sich zu vorschnellem Handeln hinreißen zu lassen. Vermutlich verfügen zudem nur die wenigsten Betriebe über ausreichend Rücklagen, um längere Durststrecken zu bewältigen. Dennoch möchte ich dazu aufrufen, die Ruhe zu bewahren. Der Markt ist nicht tot – er organisiert sich neu. Die Unternehmen, denen es gelingt Nischen zu finden und zu realistischen Preisen anzubieten, werden auch morgen noch am Markt präsent sein. Wer hingegen verzweifelt handelt, könnte schon bald zu den Verlierern gehören.

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