6. Forum Verlagsherstellung zur Frankfurter Buchmesse 2010 erzielte neuen Besucherrekord

Print ist und bleibt das Kerngeschäft, digitale Dienste erweitern zunehmend die Produktpalette der Verlage, schaffen Mehrwert und eine neue Kundenbindung – dies ist eine Kernaussage des 6. Forums Verlagsherstellung zur diesjährigen Frankfurter Buchmesse. In zwölf Panels diskutierten über 60 Fachleute aus der Verlags- und Zulieferbranche und entwickelten Leitideen für die Zukunft. Eingebettet in den neuen Publishing Services Hotspot schaffte das Fachforum für Hersteller, Verlagsleiter, Gestalter und alle am Herstellungsprozess Beteiligten in drei Tagen mit insgesamt rund 1500 Zuhörern einen neuen Besucherrekord.

Die Veranstalter Frankfurter Buchmesse und die Organisatoren – die Print & Media Forum AG (als Tochtergesellschaft des Bundesverbandes Druck und Medien) sowie die Helmut von Berg Publishing & Consulting Services – sehen damit den Bereich Publishing Services auf der Frankfurter Buchmesse auf einem sehr erfolgreichen Wachstumspfad.


Verlage im Spagat

Angesichts der veränderten Medienmärkte suchen alle Marktteilnehmer nach geeigneten neuen Strategien, Prozessen, Produktions-  und Gestaltungswegen von Medien- und Verlagsprodukten. Zwei Trends sind erkennbar: Differenzierung der Verlagsprodukte bei gleichzeitig möglichst kostengünstigen standardisierten Produktionsprozessen. Diese Anforderung erfordert für viele Verlage und Medienproduzenten einen Spagat.

Interaktion und Mehrwert sind Pflicht

Einig sind sich die Verlagsexperten darin, dass die Digitalisierung alle Verlagsprozesse in den kommenden Jahren radikal verändert. Verlage müssen die gesamte Produktklaviatur von Print über Online zu Mobile bespielen, so beispielsweise die Forderung von Katrin Siems, Walter de Gruyter, Berlin. Zentrale Digitale Informationsangebote seien nur attraktiv, wenn sie Interaktion und Mehrwert gegenüber Print bieten. „Kunden erwarten ihre Inhalte in allen verfügbaren Medienformen, Verlage müssen medienübergreifend und kanaladäquat produzieren.“

Ingrid S. Goldstein, Knowledge Architectures, London, sieht im Aufbau von intelligenten, vollautomatisiert verarbeitbaren Inhalten die Chance zu neuen Geschäftsbereichen. Wesentliche Anforderungen werden dabei an die Druck- und Mediendienstleister gestellt, diese Workflows zu bedienen.

Google Editions – eine Chance?
Mit Google, Apple und Amazon drängen neue Marktteilnehmer in die von klassischen Strukturen geprägte Verlagslandschaft. Sind sie Wettbebewerber oder Kooperationspartner? Annabella Weisl von Google Deutschland stellte mit Google Editions und Google Buchsuche das Partnerprogramm und die Online-Vertriebsplattform Googles für Verlage, Buchhändler und Autoren vor. Trotz aller Befürchtungen vor zuviel Marktmacht des Suchmaschinenanbieters sehen Verlage durch die neuen Mitspieler Chancen für erweiterte Absatzkanäle.

Verlagsberaterin Katja Horter, Berlin, prognostizierte: Mobile Applikationen (Apps) erreichen den Massenmarkt und werden zu einer wichtigen digitalen Vertriebsform. Schon jetzt werden insgesamt 6,5 Milliarden Apps im Apple App Store heruntergeladen. Bis zum Jahre 2012 werde die Zahl der Downloads auf allen Plattformen auf 50 Milliarden geschätzt. Ihr Fazit: „Die App-Economy erfordert interdisziplinäre Produktteams aus Herstellungsexperten, Lektorat, Marketing und App-Spezialisten. Mitarbeiter müssen ihre bestehende Printerfahrungen mit neuen Fähigkeiten und Kompetenzen auf dem Gebiet der App-Entwicklung verzahnen.“

Typetrends 2011
Die Gestaltung von E-Readern und mobilen Diensten sorgt nach Prof. Andreas Ingerl, Hochschule für Technik und Wirtschaft, Berlin, für einen radikalen Paradigmenwechsel in der Konzeption. Notwendige Basis für das Lesen am Bildschirm sind ein erhöhter Buchstaben- und Zeilenabstand.

Dazu eigneten sich Grotesk-Schriften, d.h. ohne Serifen. Generelle Typetrends machen die Schriftgestalter und Designer Ulrich Weiß, MAGMA Brand Design, Jürgen Weltin, type matters, und Gregor Stawinski, München, aus. Sie sehen einen Trend zu quadratischen, geometrischen Schriften, aber auch offenen Schriften.

Einen visionären Zukunftsmarkt, der Print und Elektronik verbindet, stellte die OEA (Organic Electronics Association) vor. Gedruckte Printlinks in das Internet, flexible Displays in Zeitungen und Zeitschriften, Video in Print, E-Books, großflächige OLED-Leuchtelemente erobern langsam den Markt. Beispiele wie das Esquire-Magazin mit integrierten Displays zeigen, wohin die Reise im Printprodukt geht: ein interaktives Druckprodukt, das die Stärken von Print mit den Möglichkeiten der Onlinemedien verknüpft.

Rückbesinnung auf alte Werte
Auch wenn das Gros der Verlage nach neuen digitalen Geschäftsbereichen sucht und damit experimentiert, bleibt das gedruckte Buch auf lange Sicht von strategisch großer Bedeutung. Verlagsherstellerin Stefanie Schelleis,  Carl Hanser Verlag, München, plädierte, auf Qualität zu setzen und selbstbewusst mit Print umzugehen. Druckweiterverarbeiter und Buchbinder Arno Stein, Fa. Stein + Lehmann, Berlin, erkennt eine Rückbesinnung auf alte Werte, z.B. zur klassischen Fadenheftung. Verlage setzen auf haptische Erlebnisse, hochwertige Produkte, aufwendige Laserstanzungen und Veredlungen.

Gleichzeitig wächst der Bedarf nach umweltfreundlichen Produkten. Anna Koivisto von WWF International forderte einen nachhaltigen Materialeinsatz in einer globalisierten Lieferkette. Sie stellte mit internationalen Partnerverlagen vor, wie der ökologische Fußabdruck der eingesetzten Papiere gemessen und kontrolliert werden kann.

Print und Online beflügeln sich
Print oder Online – wer gewinnt die Gunst des Kunden in der Zukunft? „Beide“, ist die Antwort von Thomas Narr, Gräfe und Unzer Verlag, München. Er  verfolgt die These, dass das gedruckte Buch und Elektronik sich gegenseitig fördern und für Wachstum sorgen.

Das Forum Verlagsherstellung ist ein Projekt der Frankfurter Buchmesse. Die Durchführung liegt bei der Print & Media Forum AG und der Helmut von Berg Publishing & Consulting Services. Panelpartner sind: Bundesverband Druck und Medien, Akademie des Deutschen Buchhandels, Arbeitskreis Elektronisches Publizieren, Deutsche Fachpresse, Deutsches Institut Druck, OEA – Organic Electronics Association, Stiftung Buchkunst, Klopotek & Partner, Verlag Hermann Schmidt, buchreport, die Hochschule für Wirtschaft, Technik und Kultur, Leipzig und die Johannes Gutenberg.Universität Mainz.

Quelle: Bundesverband Druck und Medien e.V.

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