Ein Interview mit Alexander Rossner (ClimatePartner) zum Thema „Grün Drucken“

Herr Rossner, seit wann gibt es ClimatePartner und was machen Sie genau?

ClimatePartner gibt es seit 2006. Wir sind eine Unternehmensberatung, die sich auf Klimaschutz spezialisiert hat. Das bedeutet, wir helfen Unternehmen, die sich klimafreundlicher aufstellen wollen, bei der Erreichen dieses Ziels.

Wie interpretieren Sie persönlich den Begriff „klimaneutrales oder wie manche sagen Grün Drucken“?

Unter klimaneutralem Druck verstehe ich die Berechnung und den Ausgleich der Emissionen, die bei der Herstellung von Druckerzeugnissen entstehen. Ich wünsche mir, dass diese Maßnahme die letzte von vielen ist, die unsere Kunden treffen: Ideal ist es, vorher alle zumutbaren Maßnahmen zur Verringerung der Emissionen getroffen zu haben.

Kann man sagen, dass „Grün Drucken“ gleichzeitig eine Ideologie und ein erfolgsverprechendes Marketingkonzept ist?
„Grün Drucken“ ist für mich die Übersetzung einer nachhaltigen Wirtschaftsform in den Bereich der Medienproduktion, einer Wirtschaftsform also, die sich um die bestmögliche ökologische und soziale Verträglichkeit sorgt. Insofern ist „Grün Drucken“ in der Tat eine Ideologie, allerdings eine, die auf breiter Basis angenommen wird, weil jeder verantwortungsvoll denkende Mensch ein gutes Produkt einem schlechten vorzieht. Deshalb ist „Grün Drucken“ auch ein erfolgreiches Marketing- und Vertriebskonzept.

Wieviel mehr kostet es den Druckereikunden, ein klimaneutrales Produkt drucken zu lassen?
Je nach den Produktionsparametern (Papierwahl, Auflagenhöhe, Veredelungsform und Transport) betragen die Mehrkosten etwa 1,5%. Diese Mehrkosten werden durch die Anschaffung von Klimaschutzzertifikaten hervorgerufen, mit denen der Ausgleich der Emissionen vorgenommen wird.

Wie könnte Ihrer Meinung nach eine Unterstützung von außen (z.B. durch die Politik) aussehen, um das Bewusstsein der Menschen für klimaneutral hergestellte Drucksachen zu schärfen?
Ich glaube nicht, dass klimaneutral hergestellte Drucksachen der Unterstützung durch die Politik bedürfen. Die Politik sollte sich meinem Eindruck nach um wichtigere Rahmenvereinbarungen der Klimapolitik kümmern. Täte sie das, wäre uns allen mehr geholfen. Entsprechendes gilt für die Umweltverbände, wobei wir insoweit allerdings bereits breite Unterstützung genießen.

Ich wünsche mir aber, dass sich Auftraggeber, die für Nachhaltigkeit stehen, vermehrt dieses Instruments bedienen, um ihre Emissionen auszugleichen. Angesichts der geringen Mehrkosten sollte das eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein.

In welcher Form unterstützen Sie Druckereien, die eine Umstellung Ihres Betriebes auf „Grün Drucken“ vornehmen möchten?

Wir bieten Druckereien unsere Hilfe bei verschiedenen Themen an, die für eine Umstellung relevant sind. Unser Basisservice ist eine Internetplattform zur Berechnung und zum Ausgleich der Emission einer Druckproduktion. Auf dieser Plattform erfolgt auch die Berechnung des sogenannten CO2-Fußabdrucks einer Druckerei, der wiederum Ausgangspunkt für Verbesserungsleistungen darstellt. Für zahlreiche Druckereien haben wir bereits Strategien und Maßnahmenpläne im Klimaschutz erstellt, die Themen wie Energie, Bedruckstoffe, Farben bis hin zur Logistik aufgreift. Ferner bieten wir natürlich auch Schulungen für Mitarbeiter an.

Welche Kosten kommen auf eine Druckerei bei einer Umstellung zu?
Hier kann ich nur einen Rahmen angeben. „Grün Drucken“ kostet eine typische Druckerei zwischen €100 und €250 pro Monat bei monatlicher Kündbarkeit. Nimmt eine Druckerei darüber hinaus unsere Beratung in Anspruch, so hängt das Honorar hierfür natürlich von der Art und dem Umfang des Auftrags ab.

Ist „Grün Drucken“ im Jahr 2020 Standard in der deutschen Druckindustrie?
Definitiv. Bei den einen aus einem Selbstverständnis heraus, bei den anderen wird der Impuls durch den Kunden gesetzt. Allerdings ist „Grün Drucken“ natürlich deutlich mehr als nur klimaneutral drucken, aber das versteht sich von selbst.

Wie sieht Ihrer Ansicht nach das Profil einer „echten“ grünen Druckerei, bezogen auf den kompletten Workflow aus?
Das Profil schärft sich in dem Maße, indem sich auch das Nachhaltigkeitsbewußtsein ausprägt. Wir sehen, dass eine vorbildliche Druckerei gegenwärtig typischerweise über folgende Attribute verfügt: a) Eine Zertifizierung nach EMAS und/oder ISO 14001 verfügt, ISO 9001 und ISO 12467 (PSO). b) 100% Ökostrom und Durchführung von Energieeffizienzmaßnahmen. c) FSC-Zertifizierung und qualifizierte Erfahrungen im Umgang mit Recyclingpapieren. d) Einsatz von mineralölfreien Farben, oft auch eine prozesslose Vorstufe. e) Klimaneutraler Druck und andere flankierende Maßnahmen. f) Die Überzeugung, dass nachhaltig Wirtschaften ein kontinuierlicher Prozess der Verbesserung ist.

Der CO2-Ausstoß eines Mittelklassewagens, wie er im Vertrieb vieler Druckereien eingesetzt wird, beträgt durchschnittlich 150 – 200 Gramm/Kilometer. Halten Sie das für vereinbar mit dem ursprünglichen Ansatz einer klimaneutralen Druckproduktion?

Ich wünsche mir, dass in ein paar Jahren Elektroautos den Standard darstellen, die aber dann bitte nur mit Ökostrom betankt werden, also mit Strom aus regenerativen Energieträgern. Bis dahin sollten wir Autos wirklich weniger in Anspruch nehmen und statt dessen der Bahn den Vorzug geben, wann immer das möglich ist. Mein Appell an alle Autofahrer lautet also, das Auto öfter einmal stehen zu lassen und die Bahn zu nehmen. Wenn Sie ein neues Auto kaufen, dann bedenken Sie bitte, dass die Produktion des Fahrzeugs auch erhebliche Emissionen verursacht. Diese Emissionen müssen Sie durch ein energieeffizienteres Auto erst einmal einsparen, bevor die Ersatzbeschaffung unter Klimaschutzgesichtspunkten eine gute Sache ist.

Vielen Dank für das Interview Herr Rossner!

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