Vor einiger Zeit wurden wir erstmals, von Seiten einer Druckerei aus Norddeutschland, mit dem Begriff einer „Kultur der Druckanfragen“ konfrontiert. Nicht jeder wird sofort etwas damit anfangen können und auch wir wurden neugierg, was wohl darunter zu verstehen ist. Im Gespräch mit dem Geschäftsführer der besagten Druckerei, erfuhren wir mehr.

Es geht also um Druckanfragen und im Wesentlichen um die Form in der diese „heutzutage“ an die Druckereien gerichtet werden. War es vor 10 Jahren noch so, dass Unternehmen oftmals Ihre Druckanfragen in schriftlicher Form an die Druckereien richteten, so geschieht dies heute in zunehmenden Maße per Mail oder aber über eine Auftragsdatenbank. Dagegen ist zunächst einmal auch nichts einzuwenden, jedoch halten heute die meisten Druckanfragen der kritischen Prüfung manch einer Druckerei nicht mehr stand. Warum eigentlich?

Nach Meinung des Geschäftsführers „unserer“ Druckerei fehlen sehr oft eine korrekte Anrede zu Beginn der Druckanfragen und eine vollständige Signatur am Ende dieser Druckanfragen. Zweifelsohne freut sich jeder über eine freundliche Ansprache und eine Signatur ist hilfreich dabei zu erfahren, mit wem man es denn eigentlich zu tun hat. Betrachtet man dann die Inhalte der Druckanfragen, die so genannten Spezifikationen, so stellt man erschreckend oft fest, dass für eine Angebotserstellung grundsätzlich wichtige Angaben, ganz einfach fehlen. Unaufmerksamkeit? Unkenntnis? Gleichgültigkeit? Es ist schwer zu sagen weshalb diese Mängel auch aus dem „Profilager“ der Agenturen und Verlage immer wieder vorkommen. Soweit ist die Kritik also nicht ganz von der Hand zu weisen.

Es gibt eine mögliche Antwort für dieses Phänomen. Die Wertschätzung, die heute den Druckereien entgegen gebracht wird, ist leider in vielen Fällen eine andere, als die, die es noch vor zwanzig Jahren war. Ein Wandel im Denken manch eines Drucksacheneinkäufers hat stattgefunden. „Drucken“ ist eine austauschbare Dienstleistung geworden – mehr nicht. Im Trend liegen andere Berufsgruppen und Berufsbilder in der grafischen Industrie. Drucker und Buchbinder aber liegen in der Beliebtheitsskala ganz, ganz weit hinten. So gibt es etwa zehn mal mehr Bewerber für einen Ausbildungsplatz als „Mediengestalter“ als für einen Ausbildungsplatz als Drucker.

Was aber ist eigentlich wirklich so schlimm an „unvollkommenen“ Druckanfragen? Bieten nicht gerade diese Druckanfragen den Druckereien eine wundervolle Möglichkeit für eine begründete, direkte Kontaktaufnahme zum Kunden? Ist dieser dann auch einmal praktizierte Service nicht genau das, was sich fast jede Druckerei auf die eigene Webseite und Visitenkarte „schreibt“? Sich stattdessen über eine fehlende „Kultur der Druckanfragen“ zu beklagen, wird auf Dauer kaum der Weg sein, um zu neuen Kunden und Druckaufträgen zu kommen. Professionell wäre es sicherlich, wenn man sich bewusst macht, dass in jedem Jahr eine neue Generation von Drucksacheneinkäufern in die grafische Industrie „einsteigt“, junge Menschen denen man es zugestehen muss, dass sie sich nicht besser oder schlechter aber anders artikulieren als ein sechzigjähriger Geschäftsführer einer Druckerei. Über was für eine „Kultur der Druckanfragen“ reden wir also eigentlich?

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