Branche bewältigt „Kulturschock“ und geht neue Wege: Veredelte Bücher und E-Content gehen Hand in Hand
Ist das Buch der Zukunft noch ein Buch? Neue Formen von Verlagsprodukten, standardisierte Workflows, internationale Gestaltungstrends und Veredelung waren die großen Themen des Forum Verlagsherstellung auf der Frankfurter Buchmesse, die am Freitag zu Ende ging. Über 1000 Zuhörer informierten sich beim Forum Verlagsherstellung über neue Strategien, Prozesse, Produktion und Gestaltung von Medien- und Verlagsprodukten.
In zwölf Panels diskutierten über 60 Fachleute aus der Verlags- und Zulieferbranche und entwickelten Leitideen für die Zukunft. Das Forum Verlagsherstellung war damit in seinem fünften Jahr wieder zentrale Anlaufstelle für Hersteller, Verlagsleiter, Gestalter und alle am Herstellungsprozess Beteiligten. Dabei verzeichneten die Frankfurter Buchmesse als Veranstalter sowie die Organisatoren des Fachforums, die Print & Media Forum AG und die Helmut von Berg Publishing & Consulting Services, mit mehr als 1000 Zuhörern an den drei Tagen ein weiter gestiegenes Besucherinteresse.
Fazit der Foren des Forum Verlagsherstellung: Verlage sehen sich zunehmend als Inhalte-Vermittler und Multi-Channel-Publisher. Ingrid Goldstein (Knowledge Architectures, London) sprach von einem „Kulturschock“ für die Branche, der nun bewältigt werde: „Nicht mehr das Medium Buch steht im Mittelpunkt, sondern der Inhalt, der unterschiedlich aufbereitet wird.“
Mike Röttgen, Leiter Publishing Solutions, arvato systems, plädierte daher im Panel des Bundesverbandes Druck und Medien für neue Herstellungsprozesse in den Verlagen. Dr. Frank Sambeth (Random House), formulierte die Anforderungen an die Dienstleister. „Die heutigen Prozesse sind noch stark auf das gedruckte Endprodukt ausgerichtet. Erst im Nachhinein werden Bücher E-Book-tauglich gemacht. Wir brauchen einen durchgängigen digitalen Prozess – vom Manuskript bis zu den verschiedenen Endprodukten.“
Auch wenn 99 Prozent der Leser in Deutschland derzeit ein gedrucktes Buch bevorzugen und sich das e-Book hier im Vergleich zu den USA nur langsam verbreitet, rüsten sich die Verlage für die Zukunft. Sie strukturieren ihre Daten und suchen nach neuen Geschäftsmodellen. Im Panel „Zum Kunden! Neue Mittel und Wege!“ wurden Anwendungen für i-Phone, e-Reader und Handy diskutiert.
Bücher international produzieren – ist World Wide Printing ein Erfolgsmodell? Lange Lieferzeiten, Transportrisiken, aufwendiges Qualitätscontrolling vor Ort sprechen dagegen. Dennoch scheint für einzelne Verlage und Produkte wie Kinderbücher das Produzieren im Ausland wettbewerbsnotwendig. Michaela Philipzen, Oetinger Verlag: „Entscheidend ist das Verhalten der Kunden. Das Gros ist nicht bereit für ein aufwendig ausgestattetes Bilderbuch mit Fühl-Elementen und integrierter Elektronik die erforderlichen Preise zu bezahlen.“ Gefährdet also das Produzieren im asiatischen Ausland die Druckereien im Inland? Olaf Reiswig, (MairDumont) prognostiziert dazu: „Der überwiegende Anteil der Bücher wird künftig vor allem wegen der kurzen Wege weiter im Inland oder im europäischen Ausland produziert werden.“
Auch Gestaltungsthemen kamen beim Forum Verlagsherstellung zum Tragen. Die Gestaltung von Print und E-Books stellt neue Anforderungen an die Grafiker. ?E-Design ist ein Stichwort, aber auch internationale Trends in der Buchgestaltung. Neben asiatischen Stilelementen kommen mehr und mehr arabische Einflüsse zum Tragen, beobachtete Prof. Fons Hickmann, Hochschule der Künste, Berlin. Mit dem Trend zur Rationalisierung und Uniformierung der Verlagsprodukte sehen die Gestalter aber auch eine Gegenbewegung. Buchformen, Materialien, Ausstattungsmerkmale – Bücher heben sich im Marketingmix durch Ausstattung und Verarbeitung ab. Stoffe, aus dem die neuen Bücher sind, nannten die Foren des Deutschen Instituts Druck und der Stiftung Buchkunst, z.B. mit den Preisträgern des Deutschen Institut Druck-Awards und der schönsten deutschen Bücher 2009. Uta Schneider, Stiftung Buchkunst, geht davon aus, dass gerade die jüngere Generation, die viel Zeit mit neuen Medien verbringen, eine Sehnsucht nach gut gemachten Büchern entwickeln werden.
Ein Argument dazu liefert auch das Neuromarketing: Dr. Andreas Meyer: „Über 75 Prozent der Kaufentscheidungen fallen am Point of Sale und unbewusst. Dementsprechend wichtiger werden Ausstattungsvarianten von Büchern, deren Haptik und Gestaltung.“
Das Forum Verlagsherstellung ist eine Veranstaltung der Frankfurter Buchmesse Panelpartner sind: Bundesverband Druck und Medien, Akademie des Deutschen Buchhandels, Arbeitskreis Elektronisches Publizieren, Deutsche Fachpresse, Deutsches Institut Druck, Intergraf, Stiftung Buchkunst, Klopotek & Partner, Verlag Hermann Schmidt-Friderichs, Heinold, Spiller & Partner, buch bücher dd sowie die Hochschule für Grafik und Buchkunst, Leipzig. (bvdm)
Quelle: Bundesverband Druck und Medien e.V.
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