Farbverbindlichkeit
Farbverbindliche Drucke sind Standard in der Druckindustrie

 

Das gesunde menschliche Auge kann etwa 380.000 Farben differenzieren. Verglichen mit der Darstellungsvielfalt der Farben am Rechner sind wir farbenblind. Ausgestattet mit einer hochwertigen Grafikkarte stellt Ihr Rechner spielend mehr als eine Million Farben dar. Der klassische Druck aus den Prozessfarben Cyan, Magenta, Gelb und Schwarz (CMYK) erlaubt immerhin zwischen 88.000 und 500.000 Farbtöne. Anlass genug für Auseinandersetzungen um die erzielten Farbtöne im Druck. Farbverbindliche Proofs schaffen jedoch Abhilfe.

 

Grundlage für Farbverbindlichkeit

 

Wie Farbe definiert ist, diskutieren Künstler und Wissenschaftler seit Jahrhunderten. Selbst Goethe hat ein Farbschema beigetragen. In den frühen Jahrzehnten des vergangenen Jahrhunderts beschäftigten sich die Wissenschaftler W. David Wright und John Guild mit dem Thema. Sie ermittelten in groß angelegten Testreihen den sogenannten »Normalbeobachter«. Aus heutiger Sicht gelten ihre Messmethoden als eher ungenau. Dennoch stellen ihre Ergebnisse die Grundlage für Farbverbindlichkeit dar. Wright und Guild ließen Testpersonen die Farbgleichheit beurteilen. Hierfür wurde ein Farbton auf einen Hintergrund projiziert. Der Beobachter sollte diesen Farbton dann aus den drei Lichtfarbe Rot, Grün und Blau nachbilden. Im Laufe der Untersuchungen stellte sich heraus, dass zwischen den tatsächlichen Farbwerten und denen als gleich wahrgenommenen Farbtönen deutlich messbare Abweichungen existieren. Die Anzahl der Spektralfarben ist erheblich größer als die Zahl der Farben, die das menschliche Auge differenzieren kann. Aus diesen Ergebnissen leitet sich das CIE-Normvalenzsystem ab. Aufgrund der Erscheinungsform auch bekannt als die »Schuhsohle«.

 

UGRA/FOGRA

 

Für die Schweiz ist es die UGRA, welche sich der Farbverbindlichkeit widmet. Für Deutschland ist die FORGA Ansprechpartner. Gemeinsam entwickelten die Institute einen ersten Farbkeil, der Farben exakt reproduzierbar werden ließ. Dabei ist es notwendig, nicht nur die Menge des Farbauftrags zu berücksichtigen, sondern ebenso den Bedruckstoff und das Druckverfahren. Ein reinweißes Papier stellt die Farben anders dar als ein Umweltpapier. Gestrichene oder hochglänzende Materialien unterscheiden sich im Farbergebnis ebenso. Siebdruck kennt einen anderen Druckzuwachs als Offset. Aus dieser Problematik erwachsen jedes Jahr ungezählte Auseinandersetzungen zwischen Auftraggebern und Druckereien. Diese lassen sich leicht vermeiden, wenn farbverbindliche Proofs vorliegen und Normwerte eingehalten werden.

 

Farbräume RGB und CMYK – und daraus resultierende Probleme

 

Um die Rechnergeschwindigkeit zu optimieren, gestalten die meisten Designer im Farbraum RGB. Die Überraschung ist nicht selten groß, wenn nach Abschluss der Arbeiten ein Proof vorliegt. Die Farbräume RGB und CMYK sind schließlich nicht deckungsgleich. Beide Farbräume kennen Farbtöne, die im jeweils anderen Farbraum nicht darstellbar sind. Dabei beheimaten sie allerdings annähernd gleich viele Farbtöne. Diese liegen jedoch zueinander verschoben im Feld der »Schuhsohle«. Allein aufgrund der Darstellung am Monitor lässt sich folglich nicht darauf rückschließen, ob ein Druck farbverschoben ist.

 

Softproof, Digitalproof und analoge Proofmethoden

 

Um den Auseinandersetzungen zwischen Druckerei und Auftraggeber vorzubeugen, brauchen Sie einen Probedruck. So erhalten Sie selbst einen ersten Eindruck vom zu erwartenden Druckergebnis. Gleichfalls liegen messbare Ergebnisse für den Streitfall vor. Im Idealfall liegen Proofs für die gesamte Produktionsstrecke vor. Dafür stehen folgende Mittel zur Verfügung:

 

  • Als erste wichtige Maßnahme müssen Gestalter mit einem kalibrierbaren Monitor ausgestattet sein. Nur so sind sogenannte Softproof zu erhalten. Was auf einem unkalibrierten Bildschirm harmonisch wirkt, kann auf einem anderen Monitor deutliche Abweichungen aufweisen. Trotzdem wird auch ein kalibrierter Monitor bestenfalls eine größtmögliche Annäherung an das Druckergebnis zeigen. Die Ursache dafür findet sich unter anderem im Medium selbst. Ein Computerbildschirm ist selbstleuchtend. Anders der Druck: Hier entsteht der Farbeindruck aus der Remission des auftretenden Lichts. Gleichfalls spielt das Umgebungslicht eine bedeutende Rolle.
  • Mit der zunehmenden Verbreitung des Digitaldrucks wurde der Digitalproof entwickelt. Mittels Inkjet-Druckern und Farbprofilen lassen sich auf nur einem Gerät farbverbindliche Probedrucke herstellen. Die Simulation unterschiedlicher Papierarten und Druckverfahren ist umsetzbar. Der Kunde und die ausführende Druckerei erhalten ein Ergebnis, das als Referenz für reproduzierbare Farben dient. Messbar!
  • Der analoge Proof ist heute nicht allein aus Kostengründen rückläufig. Häufig ließen sich mit dem Cromalin-Verfahren oder mit Matchprint nur wenige Druckverfahren oder Bedruckstoffe abbilden. Dennoch waren diese Verfahren lange Zeit führend in der Welt des farbverbindlichen Drucks.

 

Farbmanagementsysteme im Druck

 

Von der Gestaltung über den Proof bis hin zum fertigen Druck bietet Farbmanagement eine optimale Grundlage für verbindliche Farben. Voraussetzung: Alle Beteiligten halten sich daran. Im Idealfall nehmen Sie schon vor der Gestaltung Kontakt zu Ihrer Druckerei auf. Fragen Sie nach, welche Systeme für die Farbsicherheit dort zur Anwendung kommen. Je nach Maschinentyp kann es vorkommen, dass Druckereien eigene Systeme verwenden. Diese sollten Sie beim Design berücksichtigen. Falls Sie noch nicht wissen, wo Sie drucken lassen, greifen Sie auf ISO-Normen zurück. Der Medienkeil CMYK 3.0 der UGRA/FOGRA stellt den aktuellen internationalen Standard dar. Selbstverständlich nur für den Druck aus den Prozessfarben.

 

Softproofsysteme für den Monitor werden ebenfalls mit Unterstützung von UGRA und FOGRA entwickelt. Hier greifen Sie möglicherweise auf ein geschlossenes System zurück, das herstellerseitig installiert wird. Alternativ können Sie jedoch auch ein offenes System einsetzen. Dafür sehen Sie sich dann den Anschaffungskosten für Messsysteme und weitere Komponenten gegenüber. Tatsächlich führen beide Softproofsysteme zu teilweise erheblichen Ungenauigkeiten. Der physikalische Probedruck ist qualitativ deutlich verbindlicher.

 

Nur Kosten oder auch Vorteile?

 

Selbstverständlich ist es vorteilhaft, Drucke zu bekommen, welche die Farben zeigen, die Sie angelegt haben. Solange Sie es zeitlich schaffen können, zur Druckfreigabe in die Druckerei zu kommen, ist das durchaus ein Weg zum farbverbindlichen Druck. Allerdings zahlen Sie dann auch immer den Preis der entsprechenden Druckerei. Preisvergleiche kommen so wohl kaum infrage. Der finanzielle Einsatz für Softproof, Proof und die Standardisierungsmittel der UGRA/FOGRA rentieren sich möglicherweise binnen kürzester Zeit:

 

  • Statt zum Abmustern an der Druckmaschine zu stehen, bearbeiten Sie den nächsten Auftrag.
  • Statt zeitraubender Konflikte mit ausführenden Unternehmen liefern Sie die Voraussetzung für messbare Genauigkeit.
  • Anstelle eines unzufriedenen Kunden überzeugen Sie Ihre Klientel.

Nicht zuletzt können Sie auch Preisvorteile in Anspruch nehmen, wenn das günstigste Angebot einer Druckerei nicht aus Ihrem Ort vorliegt. Denn farbverbindliche Drucke sind Standard in der Druckindustrie. Man muss ihn nur einfordern und die Voraussetzungen liefern.

photo credit: singlefin via photopin cc

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