Er verkaufte sich weltweit mehr als 160.000 Mal. Er verhalf der Schnellpressenfabrik A.G. Heidelberg zum Aufstieg an die Weltspitze. Er war der Liebling der Drucker. Der Heidelberger Tiegel.

Der Siegeszug des Heidelberger Tiegels begann im Jahr 1914. Auf der internationalen Messe für „Buchgewerbe und Grafik“ wurde der Heidelberger Druckautomat erstmals dem staunenden Publikum präsentiert. Das Aufsehen in der Druckwelt war groß. Im „kleinen Format“, war es nun plötzlich möglich, auch größere Auflagen zu drucken.

Auszeit und Neustart

Der Erste Weltkrieg kam und der Heidelberger Tiegel musste warten. Erst 1921 konnte die Serienproduktion aufgenommen werden. Nur 5 Jahre später wurde die Druckmaschine schon am Fließband hergestellt. Heidelberg war damals der Erste in der Branche, der das konnte. Eine einmalige Erfolgsgeschichte, im Maschinenbau, nahm Ihren Lauf.

Ein Mann, eine Marke und eine Idee

Heute würde man Hubert H. A. Sternberg als Marketingprofi bezeichnen. Zu seiner Zeit war er Vorstandsmitglied bei Heidelberger. Sternberg dachte darüber nach, wie man den Heidelberger Tiegel am besten an den Mann oder besser, „an den Drucker“ bringen konnte. Und sein Ideenreichtum war groß.

„Kommt der Drucker nicht zum Druckautomaten, dann kommt eben der Druckautomat zum Drucker“, dachte sich Sternberg und handelte. Kurzerhand montierte man den Heidelberger Tiegel auf Vorführwagen. 25 waren es insgesamt, die in die halbe Welt geschickt wurden.

Sternberg legte aber noch nach. Bei einer Vorführung, in einer Druckerei, warteten die Monteure kostenfrei die anderen Druckmaschinen von Heidelberger. Richtig schmackhaft machte Sternberg den Druckern sein Angebot aber durch einen Zahlungsplan. Der Heidelberger Tiegel konnte in Raten abgezahlt werden. Damit noch nicht genug wurde jeder fünfte Käufer in das Stammwerk von Heidelberg eingeladen. Dort konnte er live beim Bau „seiner“ Maschine zuschauen. Ein Erlebnis, das immer Eindruck machte.

Die Rechnung ging auf

Sternbergs Strategie war sehr erfolgreich. Schon nach kurzer Zeit wurden monatlich 100 Maschinen produziert. In den Folgejahren mussten die Kapazitäten mehrmals erweitert werden. Der Heidelberger Tiegel wurde weiterentwickelt und das Lieferprogramm den Marktverhältnissen angepasst. Er war das erfolgreichste Heidelbergprodukt der damaligen Zeit.

Nach 71 Jahren das Ende

1985 wurde die Produktion des Heidelberger Tiegels eingestellt. Seine Zeit war vorbei. Er wechselte aus dem Drucksaal in die Museen und Empfangsräume vieler Druckereien. Jetzt war er ein Stück Zeitgeschichte mit dekorativer Wirkung.

Der Überlebenskünstler

Er hat es wohl seiner Robustheit, Unverwüstlichkeit und Vielseitigkeit zu verdanken: Auf dem Heidelberger Tiegel wird tatsächlich bis heute noch immer produziert. Gedruckt wird kaum noch auf ihm. Hauptsächlich nutzt man das Relikt zum Prägen, Stanzen und Nummerieren. Aber immerhin.

Der Heidelberger Tiegel unter dem Hammer

10 Jahre nach dem offiziellen Aus für den Heidelberger Tiegel wurde das Internetauktionshaus ebay gegründet. Heute ist dieses Unternehmen zum Branchenprimus aufgestiegen. Und es ist zu einer wichtigen Fundgrube für alle geworden, die sich für den Heidelberger Tiegel interessieren. Vom kleinsten Ersatzteil, bis zum kompletten Druckautomaten. Auf ebay wird alles angeboten. Der Nachschub für alle Tüftler und Bastler ist damit erst einmal sichergestellt. Die Geschichte des Heidelberger Tiegels scheint also noch nicht ganz zu Ende zu sein.

 

 

 

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