Man kann sich doch gleich viel besser fühlen, wenn man weiß, wer an einer fatalen Entwicklung, zum Beispiel der, in der grafischen Industrie, in den letzten Jahren, Schuld ist. Befragt man zu diesem Thema Druckereien in Deutschland, so erfolgt(e) zumeist sehr schnell eine globale Schuldzuweisung in Richtung des „World Wide Web“.

Und hat man erst einmal einen Verantwortlichen ausgemacht, so besteht natürlich auch kein Handlungsbedarf, nach eventuellen, weiteren Gründen zu suchen, schon gar nicht im eigenen Unternehmen. Wie bequem, wie einfach, daher konnte man ja eigentlich auch guten Gewissens so weiterarbeiten wie all die Jahre zuvor. Soviel zu der angeblich rückständigen Einstellung der meisten Druckereien in Deutschland, zum Medium Internet. Doch wie verhält es sich tatsächlich mit der Meinung vieler Druckereien über den „virtuellen Gegner“?

Eigentlich sollten die Druckereien in Deutschland es doch besser wissen. Fast jede Dekade, in den letzten 50 Jahren, hatte seine Technologiesprünge, die für den einen Wachstum, durch Nutzung und für den anderen Untergang, wegen Ignoranz bedeutete. So war eigentlich schon vor 5 oder 10 Jahren absehbar, dass es sich mit dem Internet für die Druckereien in Deutschland ganz ähnlich verhalten würde. Nicht wenige Druckereien in Deutschland (leider nicht genug) haben dies auch rechtzeitig erkannt und sich rechtzeitig den neuen Verhältnissen angepasst.

Wenn jetzt das Fachmagazin Druck&Medien, im Begleitschreiben zu seinen aktuellen Mediadaten, schreibt: „In dieser Branche muss man hellwach bleiben und aufpassen, keine Trends zu verschlafen“, so muss man ergänzend anmerken, dass es sich beim Internet wohl eher um einen Quantensprung und nicht nur um einen temporären Trend für den (einzigen) zukünftigen Vertriebskanal der Druckereien in Deutschland handelt. Weiter ist im Text zu lesen: „Jetzt entdecken die Druckereien den „ehemaligen Erzfeind“, das Internet, für sich – zur Akquisiton neuer und automatisierten Abwicklung bestehender Aufträge“.

Wunderbar wäre es, wenn der generelle Sinneswandel bei den Druckereien in Deutschland tatsächlich schon auf breiter Front so stattgefunden hätte. Lange, sehr lange Zeit, hat man aber nicht zuletzt von Seiten einiger Fachpublikationen, selbst ernannter Experten und einiger Verbände, noch Öl in das Feuer gegossen und durch entsprechend eindimensionale Berichterstattung den „Druckereikunden aus dem Internet“ bestenfalls als B- oder C-Kunden abqualifiziert. Bei vielen Druckereien in Deutschland gelten diese Botschaften noch immer als „die Wahrheit“ und Grund dafür, in einer destruktiven Opferhaltung zu verharren. Ein Umstand, der wohl leider mit dazu beitragen wird, dass von den derzeit noch mehr als 10.000 Druckereien in Deutschland bis zum Jahr 2015 wohl nur noch 7.500 bis 8.000 Druckereien überlebt haben werden.

Die Druckerei, die es sich also zum Ziel gemacht hat, auch noch am Ende des nächsten Jahrzehnts am Markt zu bestehen, wird um den „Zukunftsmarkt Internet“ kaum herum kommen. Im Jahr 2020 „feiert“ das Internet seinen 25 Geburtstag, dass heißt für die Druckereien in Deutschland zumindest 25 Abschlussjahrgänge von Meister- Techniker- und Hochschulen, die mit dem Internet als „Beschaffungs- und Einkaufsinstrument“ in den Verlagen, Werbeagenturen und in der Industrie groß geworden sind. Man wird diesen jungen Drucksacheneinkäufern wahrscheinlich irgendwann erklären müssen, was eigentlich ein Faxgerät ist. Zur Anforderung eines Druckangebotes, wird dieses auf jeden Fall dann ganz sicher nicht mehr verwendet werden. Für die Druckereisuche dürft ähnliches gelten.

Den Druckereien in Deutschland stellt sich aber mehr als nur die Aufgabe mit dem Internet ein notwendiges Übel akzeptieren zu müssen. Fanden die großen technologischen Weiterentwicklungen in der Druckindustrie bisher meist in der Druckvorstufe, im Drucksaal oder der Druckweiterverarbeitung statt, so gilt es jetzt den Vertrieb und das Marketing einer Druckerei für das Internet fit zu machen. Eine große Aufgabe, die auch übrigens nicht mal „eben so“ zu lösen ist, indem man ein zweitägiges „Web-to-Print-Seminar“ für viel Geld bucht und danach glaubt, mit einem angehängten „Online-Shop“ sei man in der Druckindustrie für die nächsten 10 Jahre wieder voll wettbewerbsfähig. Leider reicht das nicht aus.

In einem wirtschaftlichen äußerst schwierigen Umfeld, in dem fast täglich eine der Druckereien in Deutschland aufgeben muss, ist der „Klimmzug in die virtuelle Welt“ für viele „technikaffine Drucker“ nicht leicht aber er ist unumgänglich, das ist Fakt. Keine der Druckereien in Deutschland kann sich auf Dauer noch länger den „Erzfeind Internet“ leisten, da ist es doch klüger, dessen Möglichkeiten, Chancen und Potentiale schnellstmöglich für das eigene Unternehmen zu nutzen.

Jetzt Druckpreise vergleichen und Druckkosten senken