Das uns der Medienwandel in den USA immer um ein bis zwei Jahre voraus ist, dürfte wohl eine Tatsache sein. Ein Blick „über den großen Teich“ eröffnet daher auch und gerade für die Druckindustrie in Deutschland und Europa sehr interessante Perspektiven und Trends. Eines der großen Themen der Gegenwart sind Apps. Gerade in diesen Tagen, verdient daher die Pressemeldung eines amerikanischen IT-Verlages besondere Aufmerksamkeit. Demnach stellt dieser Verlag, mit sofortiger Wirkung, die Produktion seiner kompletten Printobjekte ein und stellt dessen Inhalte seinen Lesern nun ausschließlich nur noch als Apps zur Verfügung. Eine sicherlich radikale Entscheidung zugunsten von 100% digital!

Was aber bedeuten diese Apps (Miniprogramme für z.B. das iphone oder iPad) eigentlich für die zukünftige Produktion von etwa Katalogen, Kundenzeitschriften, Broschüren etc.? Wie wird eine App eigentlich erzeugt und wie können Druckereien und Verlage selbst in diesen Zukunftsmarkt einsteigen? Fragen, die uns in dem nachfolgenden Interview Joachim Guenster, International Sales Manager der app publishing group beantwortete:

EuropaDruck.com: Herr Guenster, Sie sind  als Druck- und Vertriebsexperte der app publishing group, einem amerikanischen Unternehmen, angetreten, um hier in Deutschland eine neue Software, den padpublisher,  in der Druck- und Verlagsindustrie bekannt zu machen. Ist das richtig?

Joachim Guenster: Genau, wir sind Apple iPhone Entwickler der ersten Stunden, inklusive Anstehen vorm Apple Store in San Diego, CA. Wir haben sofort eine Basistechnologie entwickelt, die folgendem Gedanken verwirklicht: Jeder der Lesen und Schreiben kann, soll auch eine App erstellen können!  Zunächst fürs iPhone und dann sofort für iPad.

Joachim Guenster, International Sales Manager der app publishing group

EuropaDruck.com: Welcher Grundgedanke und welche Markteinschätzung  lag, aus Ihrer Sicht, der Entwicklung des padpublishers zugrunde?

Joachim Guenster: Das mit dem „Lesen und Schreiben“ ist uns wichtig und der Markt war für uns offensichtlich. Jeder der heute auf Papier druckt, wird früher oder später auf´s iPad (und andere Tablets) drucken. Wir sehen uns als Partner der Druckindustrie und stellen eine Druckmaschine her, mit der man aufs iPad drucken kann. Das Besondere: die Maschine ist kostenlos in der Anschaffung und Gebühren werden erst nach echter Auftragsproduktion fällig.

EuropaDruck.com: Seit wann gibt es den padpublisher und was genau leistet diese Software?

Joachim Guenster: Das erste Magazin in Deutschland war „manage it“ aus dem AP Verlag. Erste, auch konzeptionelle Gespräche wurden im Sommer 2010 geführt, um den Bedarf von Verlag, Herausgeber und Druckpartner optimal zu bedienen. Dadurch ist der PadPublisher das effizienteste Werkzeug was einem Verlag oder einem Drucker zur Verfügung steht, denn es passt sich perfekt in die betrieblichen Abläufe ein und ist schnell, elegant und sehr effizient.

EuropaDruck.com: Welche Vorkenntnisse/Voraussetztungen sind erforderlich, um mit dem padpublisher arbeiten zu können?

Joachim Guenster: PDF und iPad. Fertig. Grundfertigkeiten eines Druckers. Absolut keine Programmierung notwendig. Eigenes Heft auf dem iPad innerhalb 15  Minuten!

EuropaDruck.com: Fassen Sie doch bitte stichwortartig die einzelnen Schritte, bis zur fertigen App, für uns zusammen.

Joachim Guenster: Man nehme das Druck-PDF und importiere es über einen PC/MAC in den PadPublisher … (10 Minuten auf kleiner Flame kochen lassen :-)) … FERTIG. Jetzt kann man das PDF mit unserem patentierten Verfahren noch veredeln indem man Links zu Webseiten einbaut, oder Videos oder Bildergalerien. Das ist aber schon optional. Und ganz moderne Menschen können auch blitzschnell social media links, also Facebook und Twitter Anbindungen einbauen. Die erste Ausgabe wird, mit all diesen Funktionen, innerhalb von 2-3 Stunden erstellt. Die nächsten dauern dann nur noch 30 Minuten bis maximal 1 Stunde. Extrem effizient und hoch professionell.

EuropaDruck.com: Ersetzt die App z.B. den gedruckten Katalog oder ergänzt sie diesen sinnvoll indem sie zusätzliche, neue Vertriebskanäle eröffnet?

Joachim Guenster: Eine App ergänzt. Das Medium Papier stirbt einen langsamen Tod, um dann ein Revival zu erleben, so wie es auch die Schallplatte noch gibt und auch noch Liebhaber für Vergasermotoren. Immerhin, einige Millionen Menschen weltweit lesen überwiegend auf dem iPad und es werden täglich mehr. Also muss man die App parallel einsetzen. Und für Druckereien ist es überlebenswichtig eine solche Dienstleistung mit anbieten zu können. Denn wer will seinen Druckkunden, den er seit Jahren betreut und in vielen Fällen quasi mit aufgebaut hat, an eine Agentur verlieren, die dann die App schnell mal macht. Die Agentur bietet dann plötzlich auch die Druckleistung an und der Kunde ist weg. Das ist schon heute Realität und sollte jedem Drucker den Schlaf rauben!

EuropaDruck.com: Der padpublisher ist nicht an Endnutzer verkäuflich. An wen richtet sich bitte Ihr Angebot?

Joachim Guenster: Genau an den Drucker. Denn er muss seinem Kunden auch Apps anbieten. So wie er für den Kunden auch von dessen PDF´s drucken muss. Keine Druckplatten mehr, keine Litho mehr. Just PDF! Und gerade hier spielt der PadPublisher seine Stärken aus. Er setzt auf der Druckvorstufe auf und kostet keine Vorabgebühren, so dass der Drucker durch minimalen Zeitaufwand in der Lage ist für seinen Kunden dessen eigene App zu erstellen und zu sie ihm zu präsentieren zeigen:  einen Andruck, wenn Sie so wollen. Der Kunde ist begeistert, die Druckerei behält den Kunden und verkauft eine neue Dienstleistung und erweitert den Umsatz!

EuropaDruck.com: Wie hoch sind die Investitionskosten für ein Unternehmen, das zukünftig seinen Kunden auch die Produktion von App´s anbieten möchte?

Joachim Guenster: Null! Das ist ja das Tolle. Das Werkzeug steht in vollem Leistungsumfang jedem Profi zur Verfügung und die eigene App kann ohne Vorkosten sofort erstellt werden. Na ja, ein iPad braucht man schon, wenn das als Vorkosten definiert werden sollte.

EuropaDruck.com: Was kostet den Kunden eine „fertige“ App?

Joachim Guenster: Wir verkaufen an Profis. Was die Druckerei an ihre Kunden weiter berechnet ist ganz alleine das Angebot der Druckerei. Wir arbeiten mit einer echten Flatrate: Anschaffung PadPublisher = 0 Euro, sprich kostenlos. Dann geht es pro Ausgabe weiter, so wie auch beim Druck auf Papier. Dabei kostet die Ausgabe als Grundpreis 900 Euro. Das kann bis zu 500 Euro pro Ausgabe sinken, bei entsprechendem Volumen. Es ist aber eine echte Flat. Nicht wie bei anderen Anbietern, wo noch irgendwelche obskuren Kosten kommen, wie Hosting, Downloadgebühren, Einbindungskosten etc.. Da kommen schnell mal am langen Ende ein paar tausend Euro zusammen.  Das gibt es bei uns nicht, wir sind Partner der Industrie und nicht Ausbeuter.

EuropaDruck.com: Gibt es bereits eine Druckerei in Deutschland, die den padpublisher erfolgreich in der Praxis einsetzt?

Joachim Guenster: KS Druck in Ebersberg bei München. Die haben das schnell verstanden. Der Ur-Ur-Ur-Ur-Großvater von den heutigen Druckern hat 1881 begonnen. Und dann sind die mit dem Markt gegangen und haben ihren Kunden immer die modernste Dienstleistung angeboten: Bleisatz, Fotosatz, DTP, digital Druck und nun, jetzt eben iPad Apps. Und das coole daran ist, dass die nicht nur Apps für bestehende Kunden bauen, die gewinnen auch mit dem PadPublisher neue Kunden. Und die haben eine tolle Webseite gebaut und uns die tolle Domain vor der Nase weggeschnappt: www.app-paper.de . Ich war ganz blas vor Neid.

EuropaDruck.com: Gibt es bereits einheitliche Standards nach denen App´s produziert werden. Wie ist zu diesem Thema die derzeitige Marktsituation?

Joachim Guenster: Es gibt zwei Ansätze. Die „Raketentechnik“, die von großen Verlagen und Agenturen eingesetzt wird und unsere. Hinter der Raketentechnik stehen hohe Investitionen in Software und Schulungen und App Preise von 2.000 bis 10.000 Euro pro Ausgabe. Das deshalb, weil alleine der Produktionsaufwand einige Tage bedarf und nur von Spezialisten erledigt werden kann. Da muss man schon ein bisschen programmieren. Natürlich kann die App dann mehr, wie zum Beispiel die von Murdock oder vom Spiegel. Das ist aber die Oberliga und für die meisten Verlage und Druckereien Utopie und es ist gar nicht sicher ob der Leser das wirklich in dem Maße schätzt, wenn er noch die Bahnschranke im Nachbarort steuern kann. Und dann gibt es eben den PadPublisher, einfach, schnell, effizient mit exzellenten Apps als Ergebnis.

Vielen Dank für das Interview Herr Guenster!

Weiterführende Links

Der padpublisher

Jetzt Druckpreise vergleichen und Druckkosten senken