Print-Media Congress 2010 des bvdm in Mainz

Wie sehen die Print- und Medienmärkte der Zukunft aus? Sind Augmented Print, Printed Electronics, E-Reading, 5 Sense Print und Outernet die Zukunft? Wo sind neue Geschäftsmodelle für die Branche?

Der Print-Media Congress des Bundesverbandes Druck und Medien in Mainz, ZDF, stellte den insgesamt 200 Zuschauern an drei Tagen Visionen, Trends, neue Produktionswerkzeuge, Strategien und Konzepte vor.

„Drucken ist nach wie vor wichtig und steht derzeit an erster Stelle, aber die Märkte, die sich in den kommenden Jahren entwickeln, stellen ganz neue Anforderungen an die Medienunternehmen”, eröffnet Professor Stephan Brües, Bergische Universität Wuppertal, den Kongress. Über 40 Referenten und Experten nannten ihre Strategien und Wege für Druck- und Medienbetriebe.

Bianca Stockreiter und Roman Weishäupl vom Trendforschungsinstitut TrendOne nahmen die Besucher mit auf eine visionäre Zukunftsreise. Die Trendforscher identifizierten mehrere Medientrends wie Augmented Reality, d.h. die Realität mit virtuellen Inhalten anzureichern. Am Beispiel des Esquire-Magazins zeigten sie, wie ein augmentiertes Printprodukt aktuell aussehen kann. Zweiter Trend: Printed Electronics. Gedruckte Batterien, Displays oder Solarzellen sind in der Entwicklungsphase. Video in Print ist bereits Realität. Ein Video wird in eine Printbeilage eingebettet und wertet das Druckerlebnis auf. Text 2.0 folgt unserem Leseverhalten. Kameras erfassen unsere Augenbewegungen. Wenn der Leser an einem Begriff verharrt, wird die lexikalische Lösung eingeblendet. Bei Sense Print reagiert Gedrucktes auf unsere Berührung. Texte erscheinen oder verändern sich bei sensorischen Eindrücken. Der Trend „Transactive Print“ meint die Interaktion zwischen Print und mobilen Anwendungen.

Crossmedia-Publishing und die entsprechenden Werkzeuge waren damit ein großes Thema des Print-Media Congresses. Wie aus einem Printtitel ein interaktives Leseerlebnis wird, darüber informierte Dr. Herbert Bay, kooaba AG, aus der Schweiz. kooaba benötigt für die automatisierte Einbindung der Produkte lediglich die PDFs der Medien. Ähnlich funktioniert die Lösung der 3D-Zeitschrift von Visible Vibrations. Über textorientierte Apps und eMagazine berichtete Holger Meyer, Visible Vibrations GmbH. Er nahm die Zuhörer des Forums auf eine Live- Demonstration mit. In Echtzeit wurde aus einem Printtitel ein App produziert und den Zuschauern live über den App-Store zur Verfügung gestellt. Visible Vibrations hat dazu einen eigenen Editor entwickelt, mit dem eMagazine aus einem Print-PDF erstellt werden können und in das Web, auf Mobile Devices oder auf Tablets exportiert werden können.

metaio ist Software- und Lösungsanbieter für Augmented Reality. Jan Schlink nannte Beispiele aus der Praxis zur Integration von digitalen Inhalten in Live- Kamerabilder der realen Umgebung. Eine aktuelle Anwendung ist das SZ Magazin Special. Die Medienresonanz der augmentierten Zeitschrift war beachtlich: Über 20.000 Leser nutzten die Anwendung, über 150 Berichte erschienen darüber in der Presse, mehr als 5.000 Erwähnungen erfolgten in Blogs oder auf Facebook und Twitter.

Marco Klein von Vogel Druck und Medienservice stellte weitere Printlinks ins Netz vor. Zusammen mit einem Partnerunternehmen wurden zwei Produkte für Verlage und Katalogherausgeber gelauncht. Der iKyp Webkey (in Form eines USB-Sticks) wird in den USB-Port des Rechners gesteckt, leitet dann auf eine dynamische Homepage und bietet so die Möglichkeit einer personalisierten, individualisierten und automatisierten Anmeldung. Druck- und Medienbetriebe generieren damit neue Produkte für ihre Kunden.

Produktionstools und Workflows

Neben neuen Geschäftsfeldern und Produkten beschäftigte sich das Forum auch mit neuen Workflows und Produktionsprozessen. Denn neue Medien stellen auch andere Anforderungen an die Publikationsprozesse. XML-basierte Anwendungen sind für das Multi-Channel-Publishing unabdingbar. Ursula Welsch dazu: „Abhängig von der Quellenlage, der Contentstruktur und -dichte und schließlich den Ausgabeformaten müssen explizite Workflows implementiert werden, um Daten automatisiert aufbereiten zu können. Dazu bedarf es zuverlässiger Dienstleister, der richtigen Technik, aber vor allem einer Strategie mit definierten Zielen.“ Welschs Fazit: „XML ist mehr und kann mehr. Man muss allerdings die Automatisierungsoptionen ausreizen und vernünftige Geschäftsmodelle verfolgen.”
„Print goes digital” lautete die These von Ingo Eichel, Adobe. Auch er ist fest davon überzeugt, dass Print künftig weiter eine große Rolle spielen wird. Das Beispiel, das Eichel anführt, ist das WIRED-Magazin auf dem iPad, das erstaunliche Absätze erfährt, ohne Einbußen für das Printmagazin.

Wie aus Print auch ein E-Book wird, darüber informierte Melanie Erlewein, vdm Baden-Württemberg. Weitaus besser geeignet als ein PDF geeignet sei das Format ePub. Wie ePub aus InDesign exportiert werden kann und welche Vorarbeiten dafür erforderlich sind, stellte Erlewein anschaulich dar.


Prozesskontrolle, Arbeitsfluss und Automatisierung

Ein starkes Gewicht des Print-Media Congresses lag auch auf neuen Werkzeugen für das Kerngeschäft der Druckbetriebe. Vorgestellt wurden die Arbeiten an der demnächst neu erscheinenden Altona Testsuite Technical 2.0 als Qualitätssicherungs-Tools für die Datenerstellung und Ausgabe in Druck- und Medienbetrieben. Florian Süßl, MetaDesign, beschäftigt sich in seinem Vortrag mit
den Vorteilen von PDF/X-4, insbesondere bei Farbmanagement und Farbanpassung für unterschiedliche Druckbedingungen.

Weitere Beispiele waren Erfahrungsberichte zum Einsatz von Monitorproofs von Kreation bis Druck, vorgestellt von Markus Zink, Axel Springer AG, und Günter Jerger, VPM Druck KG. Die Vorteile: Kosten- und Zeitersparnisse. Die Druckerei profitiert außerdem von der Qualitätssteigerung.


Neue Anforderungen an die IT-Strukturen

Ein weiteres Fazit des Kongresses: IT-Services und Automatisierung sind wachsende Geschäftsfelder. Paul Hörbelt von Snap Innovation legte dem Auditorium nahe, in diesen Geschäftsfeldern aktiv zu werden. SNAP integriert InDesign Server als leistungsstarke skalierbare Layout-Engines. Diese sei die Basistechnologie für automatisierte Produktion. Ein typisches Anwendungsfeld ist Web-to-Print. SNAP realisiert mit dem InDesign Server XML-basierte Produktionssteuerungen, Seitenskalierungen von Layouts, Katalogproduktionen, automatisiertes Publishing, Verzeichnisse oder webbasierte Previews. In der Praxis können Medien mit InDesign-Workflow geplant und umbrochen werden, an Drucker, Online oder Tablets ausgegeben werden und unter Hinzunahme eines
Medien Asset Managements archiviert werden.

Workflow- Strategien der Zukunft

Robert Kuhne von SAP Deutschland sieht eine wichtige Anforderung der Druck- und Mediendienstleister vor allem in der Optimierung der Wertschöpfungskette. Neue Anforderungen an Druckereien seien „On Devices“, z.B. Entwicklung mobiler Dienste, Kundenapplikationen, „On Demand“, Services, d.h. Flexibilisierung und loud-Angebote sowie „On Premise“, darunter Digital Asset Management und Business Intelligence.

Vernetzung und Kooperationen

Nicht alle Themen müssen von Druckbetrieben in alleiniger Regie gestemmt werden. Olaf Kern von Eurodruck hielt ein Plädoyer für strategische Allianzen in der Druck- und Medienproduktion. Kooperationen und Kollegenhilfe sind – so das Fazit – für jedes Unternehmen, selbst für vollstufige Betriebe, eine wichtige strategische Option!

Eine klare Laudatio für Print hielten Karin Schmidt-Friderichs, Verlag Hermann Schmidt Mainz, Dirk Engelen, B.O.S.S. Druck und Medien sowie Frank Denninghoff, Gräfe Druck. Denninghoff sieht weiter großes Wachstumspotenzial in der Druckveredelung und dem haptischen und sensorischen Erleben von Print. „Veredelung kann Orientierung stiften, Marken und Botschaften transportieren.
Innovativer Inhalt benötige eine innovative Verpackung. Erfolgreiche Marken beschäftigen sich daher ausführlich mit den Möglichkeiten der Veredelung.

Außergewöhnliche Printprojekte in Zeiten der Digitalisierung erfordern Mut”, so auch das Fazit von Oliver Graf, Axel Springer AG. Einen Erfolg mit kreativen Printobjekten feierte der Gewinner des Ideenwettbewerbs SCOOP! der Axel Springer Akademie. Am Ende standen neben einer fünfstelligen Auflage, neuen Anzeigenkunden, einem respektablem Medienecho, begeisterten Leser noch
einige anerkannte Preise, wie z.B. reddot als Best of the Best, D&AD oder Auszeichnungen des Art Directors’s Club.

Quelle: Bundesverband Druck und Medien e.V.

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