Mediendialog Hamburg 2013

Bereits zum dritten Mal ruft der Hamburger Senat Medienvertreter zusammen, um in offener Runde aktuelle Themen zu diskutieren.

An zwei Tagen treffen sich bis zu 200 Medienprofis zu einem Senatsempfang und zur Round Table Diskussion. Thema beim Mediendialog 2013 »Medienwandel gestalten: Technische Innovation und Media Governance«

Hamburg will Medienhauptstadt bleiben

Sicher ist es angemessen, wenn Landesregierungen das ansässige Gewerbe fördern. Neben Hafen und Handel erfreut sich die kühle Schönheit im Norden des unangefochtenen Titels Medienhauptstadt Deutschlands. Daran konnte auch der Weggang einiger maßgeblicher Verlage nach Berlin wenig ändern und das ist gut so. Dennoch darf man sich angesichts des Programms der vergangenen Jahre fragen, wozu genau der Mediendialog dient. Bei Schwerpunkten wie »Urheberrecht« in 2011 oder dem Umgang mit persönlichen Daten im Internet 2012 fühlt sich mancher an eine Nachhilfestunde für Medienvertreter erinnert. Immerhin werden solche Inhalte bereits an weiterführenden Schulen Hamburgs unterrichtet. Es ist doch anzunehmen, dass gerade Medienvertreter sich in diesem Bereich hervorragend auskennen und ihn auch ohne einen Mediendialog beherrschen.

Mediendialog als Wegweiser nur bedingt erfolgreich

Wer auf das Jahr 2011 schaut, kommt ins Grübeln: Dort wurde in offener Runde darüber diskutiert, welche netzwerkbasierten Geschäftsmodelle erfolgversprechend sein können. Die Risiken wurden erwogen, aber auch die Chancen. Mit welchem Ergebnis? 2013 bekam der Spiegel, einer der führenden Verlage für Presseerzeugnisse mit Sitz in Hamburg, eine neue Führungsriege, weil die Kooperation zwischen Print- und Onlineredaktion als solche kaum zu bezeichnen war. Vielleicht sollte man zum Mediendialog künftig auch einige Managementtrainer einladen, die ihren Zöglingen beibringen, wie es gelingt, dass eine Krähe der anderen kein Auge aushackt und gemeinsam informative Pressearbeit geleistet werden kann. In allen Medien und aus einem Haus.

Mediendialog 2013: Medienwandel gestalten

Der Hamburger Senat begibt sich mit dem Mediendialog 2013 erneut in die Rolle des Beraters für Medienvertreter. Jedes kleine Unternehmen, das nicht den Medien angehört, ist darauf angewiesen, die Chancen der sich schnell veränderten Medienlandschaft auszuloten und auf seine Interessen zu übertragen. Ganz ohne Mediendialog. Doch die Vertreter aller Medien- und Kommunikationsbranchen erhalten dafür einen Senatsempfang und eine Diskussionsleitung, die sonst im Fernsehen zu bewundern ist: Keine Geringere als Carmen Miosga wird die Gesprächsrunde leiten. Mediendialog ist wohl auch eine Art Elefantentreffen. Wer hier nicht dabei ist, muss sich überlegen, was er besser machen kann. Immerhin haben 60 Personen alles richtig gemacht: Sie sind die persönlich geladenen Teilnehmer am Mediendialog 2013.

Partner beim Mediendialog

Der Hamburger Senat als Ausrichter ist für sich genommen ein durchaus glanzvoller Gastgeber. Die Liste der weiteren Partner, unter deren Mitwirkung der Mediendialog stattfindet, ist jedoch kaum weniger beeindruckend. Auffallend ist, dass sich besonders die Musikindustrie für den Mediendialog einsetzt: Sie ist diejenige, die an Kooperation das größte Interesse hat, wenn sie nicht weiterhin durch illegale Downloads enorme Einnahmen einbüßen möchte. Über das Nutzerverhalten kann die BITKOM mit ihrer Vielzahl an exzellenten Studien sicher Erhellendes beisteuern und selbstverständlich sind einige der in Hamburg ansässigen Großverlage als Partner beim Mediendialog gelistet: Axel Springer ist dabei, Gruner & Jahr, die Zeit und auch die dpa. Vielleicht hätte der Spiegel seine internen Querelen nicht erlebt, wenn er sich als Partner am Mediendialog beteiligt hätte? Interessant ist es, dass selbst Google sich die Ehre gibt: Gerade in Deutschland konnte unlängst eine Auseinandersetzung zwischen Medienvertretern und Google im Zusammenhang mit dem Urheberrecht beigelegt werden. Urheberrecht? Das war doch das Thema im Mediendialog 2012! Scheinbar konnte nicht bei jedem Mediendialog Konsens erreicht werden.

Nutzerverhalten und Liberalisierung der Rundfunkregulierung

Mediendialog: Sinn oder Unsinn?

Die Medienvertreter treffen sich und im Nachgang folgen gerichtliche Auseinandersetzungen. Ein Senat übernimmt für führende Unternehmen die Berater-Tätigkeit, indem er die Beteiligten an einen Tisch bringt. Was kleine und mittelständische Unternehmen hervorragend auch ohne Regierungsbegleitung realisieren, bekommen die Beherrscher der Medien auf dem Silbertablett serviert. Wozu das führt? Dazu, dass Hamburg auch weiterhin Medienhauptstadt bleibt. Den Mehrwert für die Medien, die nachfolgenden Auseinandersetzungen, die Neustrukturierung der Führungsetagen können die Konsumenten später in Erfahrung bringen. In den Medien.

photo credit: re:publica 2013 via photopin cc

Jetzt Druckpreise vergleichen und Druckkosten senken