DruckveredelungUngewöhnlich: Druckveredelung macht Blinden das Lesen leichter

Gestatten Sie, dass ich Ihnen unser Unternehmen vorstelle: Wir sind eine von vielen Druckereien in Deutschland. Neben dem Akzidenzdruck sind wir stolz, einige hochwertige Periodika in unserem Haus herstellen zu dürfen. Wie in manchen Betrieben der Druckindustrie müssen auch wir mit spitzem Bleistift rechnen. Dennoch wollen wir es uns nicht nehmen lassen, diejenigen zu unterstützen, die durch Schicksal dazu kommen, ein ganz anderes Leben zu führen, als wir selbst es gewohnt sind. Statt Menschen in fernen Ländern zu fördern, haben wir uns dafür entschieden, als Fördermitglied in einem Blindenverein aktiv zu sein. Sie meinen, das geht nicht? Die Blinden können die Drucke ja gar nicht sehen? Dann warten Sie ab, was Druckveredelung erreichen kann!

 

Fühlen statt sehen: Druckveredelung

 

Wann immer es möglich ist, lassen wir das in der Verwaltung des Blindenvereins notwendige Geschäftspapier »mitlaufen«, sodass die Druckkosten erträglich werden. Ein- bis zweimal jährlich besuchen uns die sehbehinderten Vereinsmitglieder und erleben »Druckerei live«: Sie atmen den Duft feuchter Druckfarbe und hören das schwere Stampfen der Maschinen. Im Papierlager aber kommt ihre Kompetenz erst richtig zum Erblühen: Sie fühlen die Unterschiede des Papiers und können recht genau sagen, welches besonders wertvoll ist und welches nicht. Was die Haptik von Bedruckstoffen angeht, macht niemand den Blinden etwas vor. Um so mehr geben wir uns große Mühe, jedes Jahr ein ganz besonderes Druckprodukt aufzulegen, das nicht nur die Sehenden erfreut, sondern auch ein fühlbares Erlebnis darstellt. Ohne die enge Kooperation mit einem Betrieb für Druckveredelung hätten wir viele Überraschungen kaum realisieren können.

 

Durch die Druckveredelung erreichen wir eine vollkommene Umgestaltung der Haptik vieler Materialien: Druckveredelung macht glatt, was vorher rau war, Druckveredelung macht dreidimensional, was flach wäre und Druckveredelung schafft lange Haltbarkeit. Kein Taschenkalender würde das ganze Jahr über durchhalten ohne Druckveredelung. Dass durch Druckveredelung auch die Farben mehr Tiefe gewinnen können, ist für die Sehbehinderten zwar weniger interessant aber unsere Give-aways sind eben auch für die Sehenden. Im Buchblock verwenden wir gern eines der Papiere, welche die Vereinsmitglieder aufgrund ihrer Struktur besonders spannend fanden und verzichten hier auf Druckveredelung. Der Clou ist jedes Jahr der Einband. Hier darf die Druckveredelung zeigen, was sie kann: Um auch den Nicht-Sehenden zu verdeutlichen, wo vorn und hinten ist, greifen wir gern zur Streifenkaschierung bei der Druckveredelung. Hierbei handelt es sich um ein Verfahren der Folienkaschierung aus der Druckveredelung, die nicht vollflächig durchgeführt wird. In unserem Fall bildet die Kaschierung gern den Rahmen eines Motivs. Bei der Wahl des »Titelbildes« entscheiden wir uns jährlich neu: Meist wählen wir eine Prägung. Besonders gern Hochprägungen, weil viele die Brailleschrift beherrschen und geübt darin sind, erhabene Details zu ertasten. Einmal haben wir es mit Tiefprägung, einer Variante der Blindprägung in der Druckveredelung versucht, doch insgesamt waren wir mit dem Ergebnis weniger zufrieden. Druckveredelung muss auch zum Adressaten passen: Was für Sehende ein attraktives Spiel aus Licht und Schatten ergibt, ist für die Vereinsmitglieder eher schlecht zu tasten. Die vielen Möglichkeiten der Druckveredelung erlauben es jedoch immer wieder, das passende Verfahren zu finden.

Ein weiteres Beispiel für eine hochwertige Druckveredelung: Kaschierung auf Alu-Verbundplatte

In einem anderen Jahr hatten wir das Glück, wirklich individuelle Einbände herstellen zu können: Eine Gruppe von Mitgliedern, deren Sehsinn noch schwach vorhanden war, hatte kleine Motive bereitgestellt, die wir als Titel verwenden durften. In diesem Fall arbeiteten wir quasi in umgekehrter Richtung: Zunächst wurden die Bilder auf die Einbände aufkaschiert, also mit dem Trägermaterial verbunden, dann mit einem Lack überzogen, um dauerhaften Halt zu erreichen und die Farben zu schonen, die aus dem Künstlerbedarf stammten. Ohne Druckveredelung wäre kaum ein dauerhaftes Ergebnis zu erzielen.

 

Wozu nun aber ein Notizbuch für Sehbehinderte? Natürlich kommt auch dieses Büchlein kaum ohne Herstellerhinweis aus und das wissen die Vereinsmitglieder auch: Name und Adresse unserer Druckerei und der Druckveredelung erscheinen auf der letzten Seite des Buches: einmal als Druck und einmal in Braille, das auch wieder in der Druckveredelung durch Blindprägung aufgebracht wurde. Wer sein Buch nicht behalten möchte, verschenkt es gern. Inzwischen sind schon viele der so Beschenkten zu neuen Auftraggebern geworden, weil sie nicht nur unser Engagement schätzen, sondern von unserem Know-how in Druck und Druckveredelung partizipieren wollen: geprägte Visitenkarten in Kombination mit Druck, lackierte Oberflächen, in denen man sich spiegeln kann, Fensterkaschierungen, die durch den Deckel hindurchblicken lassen und vieles mehr wurde von uns und durch die Druckveredelung realisiert. Manchmal teure Stücke in niedriger Stückzahl, aber immer wertvoll, einzigartig, individuell.

 

Im »Druckalltag« kommen selbstverständlich auch wir nicht ohne Druckveredelung aus: Sämtliche unserer Periodika erhalten den letzten Schliff in der Druckveredelung, denn Zeitschriftentitel müssen glänzen, wenn das Thema entsprechend hochwertig ist. Jahreszahlen auf Kalender beeindrucken durch Druckveredelung in Leder oder Kunststoff. Wenn sie zusätzlich noch durch Glanzfolie ausgelegt wird, wirken sie edel. Drucken ist eine Kunst; Druckveredelung kann aus dieser Kunst noch mehr machen.

 

Wie und mit welchem Ziel setzen Sie Druckveredelung ein? Wir freuen uns auf Ihren Kommentar!

photo credit: michael pollak via photopin cc

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