Supergünstige Angebote von Online Druckereien?

Der Inhaber eines kleineren Unternehmens liest die Werbung von Druckereien, die 1.000 Flyer für unter 20 Euro zu drucken und schnell zu liefern versprechen.

Der gesamte Auftrag soll über das Internet abzuwickeln sein. Er beschließt, den in Kürze anstehenden zehnten Jahrestag der Gründung seines Unternehmens dadurch zu würdigen, dass er einen Image-Flyer mit den Eckdaten seiner Erfolge und seines Angebots produzieren lässt. Dieser soll dann in einer Mail-Aktion an Kunden und Interessenten verteilt werden.

Er delegiert diese Aufgabe an seinen Einkauf, der auch für die Beschaffung von Briefpapier und der in der Produktion notwendigen Etiketten zuständig ist. Die erste Rückmeldung von seiner Marketing- und Presse-Spezialistin macht ihm schnell klar, dass der von ihm zur Kenntnis genommene Preis aus der Werbung vor allem deshalb so günstig ist, weil davor nicht nur eine sehr umfangreiche Vorarbeit erforderlich ist, sondern auch etliche präzise und eindeutige Regeln zu beachten sind, bei deren Nichteinhaltung die Druckereien keine Verantwortung für das Ergebnis übernehmen. Auch der Druckpreis würde sich bei der vorgesehenen Stückzahl ungefähr verdreifachen und selbstverständlich die Lieferzeit verlängern, wenn der bei einem professionellen Druckerzeugnis obligatorische Korrekturabzug erstellt werden muss, um vor dem endgültigen Druck der gewünschten Stückzahl Inhalt, Darstellung und Wirkung des finalen Produkts nochmals überprüfen zu können.

Hinzu kommt, dass hausintern weder das erforderliche Programm zur Erstellung der Druckvorlage vorhanden ist noch die entsprechende Anwenderkompetenz. Damit entstehen weitere externe Kosten für die Werbeagentur, die wie bei den Broschüren Design und Layout durchführen muss, während das Texten in diesem Fall weitestgehend von der eigenen Fachkraft geleistet werden kann.

Konventionelle Druckereien im Nahbereich

Der Unternehmer verabschiedet sich gedanklich von der Vorstellung eines „billigen“ Flyers, will die Idee als solche aber weiterverfolgen und beauftragt daher seine Fachkraft, ihm einen Marktüberblick zu Druckereien zu verschaffen.

Vier von fünf der deutschlandweit etwa 7.000 Druckereien beschäftigen maximal 20 Mitarbeiter. Sie haben sich vor allem in der Nähe ihrer möglichen Auftraggeber niedergelassen, weil bei Materialien wie Papier mit seinem hohen Eigengewicht die Versandkosten ein nicht zu vernachlässigender Faktor sind. Bei geringen Distanzen gehört die oft kostenlose Anlieferung ohne Einschaltung eines Frachtführers zum Alltag. Auch der Auftraggeber kann leicht einen Mitarbeiter im Rahmen einer geschäftlichen Tour beauftragen, Druckerzeugnisse beim Hersteller abzuholen.

Kurze Wege bedeuten in der traditionell analogen Welt auch häufig direkte Kommunikation und der Aufbau einer langjährigen Geschäftsbeziehung, auch zwischen Druckereien und deren Stammkunden. Gegenseitiges persönliches Kennen schafft Vertrauen, Neuigkeiten werden im persönlichen Gespräch ausgetauscht. Ob ein solch intensiver Kontakt auch im virtuellen Raum mit E-Mails und Internet-Telefonie mit Unterstützung von Web-Kameras zu einer ähnlich vertrauten Geschäftsbeziehung führen kann, muss erst noch die Zeit zeigen.

Sicher können kurze Wege und das direkt erworbene Wissen, „wie der Andere tickt“, mit Bequemlichkeit gleichgesetzt werden. Dennoch lassen sich die entfallenden Versandkosten und eingesparten Akquisitions-Aufwendungen von Seiten der Druckereien in kalkulierbare Kostenvorteile ummünzen, die sich durchaus in berücksichtigenswerten Angebotspreisen niederschlagen können. Die Differenz nach oben beinhaltet dann den schwer zu bewertenden Vorteil der Nähe.

Aspekte des „One-Stop-Shopping“

Noch schwieriger wird die Vergleichbarkeit, wenn die Druckereien „um die Ecke“ noch Zusatzleistungen, wie Beratung bei der Gestaltung von Werbemitteln sowie Design und Layout-Erstellung, anbieten. Da nicht jedes kleinere Unternehmen vor allem bei guter Auslastung einen Dauerkontakt zu einer Werbeagentur unterhält, wäre dieser Extra-Service ein auch hinsichtlich der internen Administrationsaufwendungen nicht zu unterschätzender Zusatznutzen.

Umgekehrt sind auch die meisten Werbeunternehmen darauf vorbereitet, gegen zu vereinbarende Regiekosten die Druckleistung in einem Betrieb ihres Vertrauens durchführen zu lassen und selbstverständlich auch zu überwachen. Bei einer Mailing-Aktion entspräche dies einem den Auftraggeber stark entlastenden, wenn auch schwierig zu bewertenden Rundum-Service.

Kalkulierbare Kosten und weiche Faktoren bei Druckereien

Mittlerweile ist klar geworden, dass der günstigste Preis für einen zunächst banal und übersichtlich erscheinenden Bedarf nicht so einfach mit den typischerweise drei einzuholenden Angeboten zu ermitteln ist. Dafür ist der Markt der Druckereien zu unübersichtlich und die Anbieterstruktur zu komplex und vielgestaltig.

Sicher stellt sich die Situation für ein großes Unternehmen mit einem konstant hohen Bedarf an Druckerzeugnissen völlig anders dar: Die Preise werden immer wieder neu verhandelt, meist projektspezifisch mit einer Reihe von Anbietern, die sich praktisch für diese Aufträge bewerben.

Wer eine solche Marktstellung nicht einnimmt und daher das für ihn günstigste Angebot selbst herausfinden muss, sollte dabei nicht nur den tatsächlichen Preis als Gesamtbetrag oder pro gedruckte Einheit betrachten, sondern vor allem auch die Rahmenbedingungen.

Online Druckereien können ihre beworbenen Superpreise nur erreichen mit Masse und präzise durchgetakteten Abläufen an hochgradig automatisierten Produktionsmaschinen, die wenig Personaleinsatz erfordern – und damit auch keine händischen Nachbesserungen zulassen. Dies bedeutet, dass die Druckvorlage, standardmäßig eingereicht im bis ins Einzelne geregelten Web-to-Print-Verfahren, einfach perfekt sein muss.

Ausnahmen und Sonderbehandlungen sind nicht vorgesehen, beziehungsweise wirtschaftlich nicht vertretbar. Dazu werden mehrere kleine Auflagen parallel bearbeitet. Für den Kunden bedeutet dies eine vollständige Anonymität. Die Kenntnis über seine Existenz in dieser Druckerei dürfte über die im Unternehmensrechner gespeicherten Daten nicht hinausgehen.

Ganz anders die persönliche Betreuung in den Nachbarschaftsdruckereien oder Werbeagenturen, die auch flexibel auf Sonderwünsche eingehen, fachkundig beraten und den Kunden auch behutsam führen, wenn der sich Dinge vorstellt, die mit vertretbarem Aufwand nicht zu realisieren sind. In diese Situation würde er allerdings bei Online Druckereien gar nicht kommen, da er sämtliche Voraussetzungen für ein wunschgemäßes Ergebnis selbst (oder durch einen beauftragten Dritten) bereitstellen und sachgerecht über das Internet anliefern muss.

Art und Umfang des Druckprojekts als Weichensteller

Daher sollte vielleicht jedes Druckprojekt eigenständig bewertet und dazu passende Angebote eingeholt werden:

  • Aufbau einer Corporate Identity oder Veränderung der vorhandenen mit Logo, Schriften und Farben, dazu neu gestaltetes Briefpapier, Visitenkarten, Kataloge, Schilder, Etiketten, (Standard-)Werbegeschenke: Dabei handelt es sich um eine typische Aufgabe für eine Werbeagentur, die gleichzeitig effektiv berät. Für die Auftragsvergabe des Drucks können mehrere örtliche Druckereien angefragt werden. Gleichzeitig sollte eine Übernahme durch die Agentur berücksichtigt werden, wobei die dadurch entfallenden eigenen administrativen Aufwendungen in die Kalkulation einfließen sollten.
  • Nachbestellung von Druckerzeugnissen in völlig unveränderter Form: Wenn die Druckvorlagen verfügbar sind und in allen Punkten den Anforderungen der Online Druckereien entsprechen, könnte der Folgebedarf dort geordert werden. Die Preisstellung ist bei den großen Konkurrenten weitestgehend gleich; bei Anbietern mit Sitz im Ausland muss auch mit englischsprachigen Anweisungen gerechnet werden. Auf einen Korrekturabzug, der zwar den Preis erhöht, doch mehr Siucherheit bietet, sollte nicht verzichtet werden.
  • Aktionsbegleitende Broschüren, Plakate, Aufsteller, Schilder, Werbegeschenke und alle Nachbestellungen mit inhaltlichen Änderungen, wie Namen, aktualisierte Firmendaten, (Katalog-)Angebote, Preise, sind professionell vorzubereiten und daher typischerweise Aufgabe einer Agentur. Je nach Komplexität und Leistungsspektrum kann dies auch eine entsprechende Druckerei übernehmen, was direkte Vergleichbarkeit auf Preisebene schon wieder erschwert. Je nach Größe des Unternehmens und Häufigkeit sowie Umfang von Änderungsnotwendigkeiten ist zu überlegen, ob dafür eventuell eigene Personalkompetenz aufgebaut werden und die entsprechende Software-Ausstattung investiert werden sollte.
  • Edle Spezialdrucke auf wertigen Materialien oder deren zusätzliche Oberflächenveredlung, wie beim Reliefdruck beispielsweise, können wegen der dafür notwendigen Maschinen und Fachkompetenz der Mitarbeiter nur relativ wenige größere Druckereien leisten. Hier greift der klassische Preisvergleich über das Einholen mehrerer Angebote am besten, wenn die Erwartungen hinsichtlich Optik, Material, Oberflächenveredlung, Weiterverarbeitung und Auflage so präzise wie möglich in der Anfrage formuliert werden.

Parallel dazu sollte auch immer wieder die Entwicklung des Marktes beobachtet werden, da zunehmend auch in der Druckbranche mit „intelligenten Materialien“ völlig neue Einsatzmöglichkeiten oder Zusatznutzen für den Anwender generiert werden. Dadurch wird sich nicht nur das Angebotsprofil des Druckerei-Marktes verändern, sondern auch die Zusammensetzung des Anbieterspektrums.

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